Endorsement

„Führungskräfte sollten die großen Lebensträume ihrer Mitarbeiter kennen“

Interview mit NWX22-Speaker John Strelecky

2. Juni 2022

Irgendwo da draußen ist immer jemand, der unseren Traum schon erfolgreich verwirklicht hat, sagt Abenteurer und US-Bestsellerautor John Strelecky*. Wer wieder mehr in Kontakt mit Menschen und der Natur kommt, wird sich über seine großen Ziele im Leben klarer. Und diese zu kennen, ist für Unternehmen und Führungskräfte in Zukunft existentiell, erklärt er im Gespräch mit NWX Magazin-Autorin Maria Zeitler im Vorfeld seines Auftritts bei der NWX22 am 20. Juni in Hamburg.

NWX-Magazin: Wie geht man vor, wenn man seine „Big Five for Life“ gemäß deinem Buch gefunden hat – also Ziele, die man im Leben erreichen will? Du sagst, man sollte sich nicht auf das „Wie?“ konzentrieren, sondern auf die Frage „Wer?“ Was bedeutet das?

John Strelecky: Man muss sich immer bewusst sein: Es ist immer irgendjemand irgendwo da draußen, der dieses Ziel schon umgesetzt hat. Mein Rat ist: Lass dich nie gefangen nehmen von der Frage: „Wie soll ich das anstellen?“. Finde die Person, die es schon gemacht hat und erfolgreich damit war und finde heraus, was sie getan hat.

Aber wie finde ich diese Person?

John Strelecky: Erzähl davon! Wenn jemand den Traum hat, ein Unternehmen zu gründen, das Vogelhäuschen baut, sollte er das allen sagen. Jeder kennt irgendjemanden. Wenn dir das jemand erzählt und du kennst eine, die Vogelhäuschen baut, dann kannst du ein gutes Wort einlegen und sie würde deinem Freund sicher sagen: Klar, ich kann dir 20 Minuten meiner Zeit schenken.

Außerdem können wir neue Technologien nutzen: Wenn der Traum darin besteht, eine Kajak-Tour in Neuseeland zu unternehmen, muss man nur eine Google-Suche starten: „Kajak, Neuseeland, berühmte Person“ und man wird jemanden finden. Auch Netzwerke wie Xing sind perfekt, um damit anzufangen: Man kann Suchwerkzeuge nutzen und so herausfinden, dass alle sechs Personen, die erfolgreich bei meinem favorisierten Unternehmen arbeiten, dieselbe Schule besucht haben. Es ist also ein Trend und das kann eine erste Orientierung bieten.

Letztendlich müssen wir aber mit echten Menschen im echten Leben in Kontakt kommen. Warum fällt es uns manchmal so schwer, Leute einfach anzusprechen?

John Strelecky: Wir haben Angst, dumm zu erscheinen und wir haben Angst vor Zurückweisung. Beides geht auf einen Mangel an Selbstvertrauen zurück. Die Realität zeigt aber, dass es gar nicht so schwer ist, wenn man es mal versucht. Ein guter Einstieg: „Ich starte erst mit diesem Abenteuer. Und ich weiß noch nicht so viel darüber, wie ich gerne wissen würde. Du scheinst auf dem Gebiet ein Experte zu sein.“ Das setzt einen guten Rahmen für das Gespräch. Wenn ich alles wüsste, müsste ich ja nicht mit dem Experten sprechen. Eine der Weisheiten, die ich in meinem Leben gelernt habe, lautet: „Jeder Experte startet damit, nichts zu wissen“. Es ist ok, jetzt nichts zu wissen. Der Punkt ist, dass du Leute fragen musst – und dann wirst du es wissen. Nur weil du einmal ein Nein erhalten hast, bedeutet das nicht, dass du aufhören solltest zu fragen. Stell dir mal, das Gefühl vor, wenn du jemand anderem hilfst. Wie fühlt sich das an? Gut, oder? Also hören wir auf, so egoistisch zu sein. Andere sollen auch das gute Gefühl bekommen, wenn sie uns helfen dürfen.

Um sich über die eigenen Ziele klar zu werden, empfiehlst du neben Kontakt zu Menschen auch, wieder mehr mit der Natur in Kontakt zu kommen. Wie kann das helfen?

John Strelecky: In der Natur ist man nur umgeben von Dingen, die sehr authentisch sind. Saubere Luft, Vogelgezwitscher und eine Energie, die einen auf ganz besondere Weise inspiriert. Man sollte sich aber nicht ablenken lassen: Ich liebe Audiobooks und Podcasts – aber in diesem Moment will ich nicht meine Kopfhörer im Ohr haben. Ich will nur mit meinen Gedanken in der Natur sein. Und die Natur hilft uns, die Größe unserer Probleme richtig einzuschätzen. Wenn wir am Meer stehen oder in der Nacht in den Sternenhimmel schauen, fragen wir uns: Warum habe ich mir um diese eine Sache so große Sorgen gemacht? Ist das wirklich wichtig, im Kontext des ganzen Universums? Die Perspektive wird wieder klarer und auch die Ziele, die im Leben zählen.

Wenn wir einmal auf die Unternehmensseite wechseln: Sollten Führungskräfte ihre Mitarbeiter auch stärker nach diesen Zielen, nach ihren „Big Five for Life“, fragen?

John Strelecky: Auf jeden Fall. Denn sie sollten sicherstellen, dass der Purpose des Menschen, den sie einstellen, zum Purpose des Unternehmens passt. Stimmen die Ziele damit überein, was die Person im Unternehmen tun soll? Wenn man ein umweltbewusstes Unternehmen ist, ist es sehr wichtig, dass sich die Person, die man einstellt, Gedanken über die Umwelt macht. Man sollte immer jemanden auswählen, der sich leidenschaftlich für die Umwelt einsetzt, aber nicht so viel Erfahrung hat, denn ich kann ihn trainieren. Andersherum funktioniert das nicht.

Nach den Big Five zu fragen ist auch ein guter Weg herauszufinden, wie man die Leute belohnen kann. Wenn jemand Musik liebt und gern auf Festivals geht wäre es als Belohnung für seine tolle Arbeit doch cool, wenn du ihn für ein Wochenende auf ein Festival schickst. Das wäre etwas Besonderes und würde den Respekt und Zusammenhalt stärken. So schafft man Museumstage.

Was sind denn Museumstage?

John Strelecky: Man kann sich vorstellen, dass man im Lauf seines Lebens ein Museum erstellt, in dem alle Momente, die man erlebt hat, ausgestellt werden. Wenn die Tage trister Arbeit überwiegen, obwohl man mehr Zeit mit den Kindern verbringen will, handeln 80 Prozent des Museums vom Job – und am Ausgang hängen ein paar Familienbilder. Analog gilt das auch für Unternehmen. Museumstage sind die Tage, an denen man stolz darauf sein kann, wie es gelaufen ist.

Warum gibt es in vielen Unternehmen so wenige Museumstage? 

John Strelecky: Das passiert, wenn es den Menschen im Grunde nicht interessiert, was der Purpose des Unternehmens ist – was manchmal auch daran liegt, dass das Unternehmen gar keinen klar definierten Purpose hat. Der Unternehmer oder die Unternehmerin haben sich nicht die Zeit genommen, den ZDE, wie ich es in meinen Büchern nenne, ihren „Zweck der Existenz“ zu benennen. Es ist eher nicht zu erwarten, dass Leute sich für etwas begeistern, das das Unternehmen selbst noch nicht herausgefunden hat. Das Beste ist dann: Geh einen Schritt zurück und hol dir Hilfe, wenn du die Expertise nicht selbst hast. Mach den Purpose ganz klar, denn wenn du das gut machst, dann ist die Rekrutierung neuer Mitarbeiter viel leichter: Sie werden zu dir hingezogen. Wenn ich am College bin und für ein umweltfreundliches Unternehmen arbeiten möchte, und weiß, dass dieses ein umweltfreundliches Unternehmen ist, dann komme ich zu dir. Du musst nicht rausgehen und mich holen.

Der Purpose des Unternehmens und des Mitarbeiters sollten also übereinstimmen?

John Strelecky: Sie müssen nicht identisch sein. Googles Purpose ist zum Beispiel, Information überall zugänglich zu machen. Wenn mein Purpose ist, Leute dazu zu motivieren, Abenteuer zu erleben und ich arbeite in der Mapping-Abteilung von Google Maps, dann passt das zusammen. Man muss nur sicherstellen, dass es da eine Verbindung gibt.

Und dann sind Mitarbeiter intrinsisch motiviert?

John Strelecky: Ja, denn wenn der Purpose mit der Arbeit übereinstimmt, dann wertet die Arbeit das Leben des Mitarbeitenden auf. Das gibt ein gutes Selbst-Wert-Gefühl. Führungskräfte sollten öfter sagen: „Schau, was du gemacht hast: Du hast die Dinge zum Positiven verändert.“ Lob für einen Job, der gut gemacht wurde, ist eines der besten Dinge, die man tun kann, weil sich der Mitarbeiter dann wertgeschätzt fühlt.

*Unser Gesprächspartner: John Strelecky ist nach seiner eigenen Definition Abenteurer – und ist Bestsellerautor: Bücher wie „Das Café am Rande der Welt“ und „Big Five for Life“ verkauften sich millionenfach und wurden in Dutzende Sprachen übersetzt. Mit 32 Jahren kündigte er seine Karriere als Unternehmensberater, verkaufte sein Haus und reiste mit seiner Frau monatelang um die Welt. Anschließend schrieb er innerhalb von 21 Tagen „Das Café am Rande der Welt“, dessen vierte Fortsetzung „Überraschung im Café am Rande der Welt“ gerade erschienen ist. 

Den Auftakt seiner diesjährigen „Hope, Help & Heart“-Tour feierte John Strelecky  im NEW WORK Harbour vor einigen Tagen in Hamburg und wird am 20. Juni als Speaker auf der NWX22 dabei sein – hier gibt es noch Tickets, um diesen inspirierenden Vortrag und viele weitere spannende Speaker nicht zu verpassen.


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