Viele deutsche Chefetagen stehen mit der derzeitigen fundamentalen Transformation vor ihrer wohl größten Bewährungsprobe: Neue Technologien, Fachkräftemangel und die wachsende Komplexität von Märkten verlangen radikales Umdenken in vielen Bereichen. Doch viele Unternehmen zweifeln selbst, ob ihre Strukturen und Strategien dieser Dynamik standhalten. Eine neue Studie zeigt, wie Unternehmen in Europa ihre Führungsteams auf die Zukunft ausrichten müssen – und welche Lücken dabei offenkundig werden.
Die Erkenntnis, dass Transformation unausweichlich ist, ist bei den meisten deutschen Führungskräften angekommen - aber die Bewältigung dieser Aufgabe scheitert derzeit noch oft an den Strukturen: Nach einer europaweiten Erhebung des Personaldienstleisters Robert Half unter Führungskräften* hält ein Drittel der Unternehmenslenker die eigene Technologieumgebung für nicht mehr leistungsfähig genug, um künftige Anforderungen zu erfüllen. Ähnliche Bedenken äußern 30 Prozent der börsennotierten und 28 Prozent der privat geführten Unternehmen. Auch kleinere und mittlere Firmen sehen Handlungsdruck: 23 Prozent nennen das hohe Innovationstempo als besondere Herausforderung, bei Großunternehmen sind es 21 Prozent.
Besonders im Fokus steht dabei das Thema Cybersicherheit – 38 Prozent der börsennotierten, 37 Prozent der großen und mittleren sowie 36 Prozent der privaten Unternehmen investieren gezielt in diesen Bereich. Parallel wollen 35 Prozent der Großunternehmen Kompetenzen für die Arbeitswelt der Zukunft aufbauen; unter KMU und Privatunternehmen liegt der Anteil bei 33 Prozent. Zudem planen 36 Prozent der privaten Unternehmen, gezielt die Resilienz und Anpassungsfähigkeit ihrer Führungsteams zu stärken.
Gerade der Erneuerung der Managementspitzen komme dabei eine große Bedeutung zu, so die Epderten: „Viele Unternehmen unterschätzen, wie schnell sich Führung neu definiert“, sagt Florian Kreuzwirth, Regional Managing Director Executive Search bei Robert Half. „Der technologische Wandel trifft auf Nachfolgelücken, Talentmangel und überholte Strukturen.“ Transformation aber, so Kreuzwirth weiter, müsse „aus der Unternehmensspitze heraus geführt werden – sie entsteht nicht von selbst und nicht aus der Mitte.“
Als organisatorische Antwort empfiehlt er, neue Rollen wie Director oder VP Talent & Transformation in die erweiterte Führungsebene zu integrieren – insbesondere dann, wenn kein Chief Transformation Officer existiert. Diese Positionen vereinten, so Kreuzwirth, „operative Umsetzungskraft und das strategische Verständnis, um Veränderung aktiv voranzutreiben.“
red / PM
*Für die Studie “Towards the C-Suite 2035” wurden im ersten Quartal 2025 insgesamt 400 C-Level-Führungskräfte aus der EU und dem Vereinigten Königreich befragt – zu gleichen Teilen aus kleinen und mittleren sowie aus großen, börsennotierten und privat geführten Unternehmen. Ergänzend nahmen 100 Private-Equity-Investoren teil.