VORWORT
Kennst Du schon Johannes Reck? Er ist Gründer von GetYourGuide, einem Berliner Start-up. Bei GetYourGuide können Touristen weltweit kurzfristig und unkompliziert Tickets für Stadtführungen oder Museen buchen. Das Jungunternehmen galt als eines der erfolgreichsten der europäischen Digitalbranche. Bis die Coronakrise kam. In nur vier Wochen schrumpfte der Umsatz auf null Euro zusammen. Neulich habe ich an einer virtuellen Konferenz teilgenommen, bei der auch Reck auftrat. Er sprach dort über seine Probleme. Und über sein größtes Ziel: keine Mitarbeiter zu entlassen.
Kaum eine Branche wurde vom Coronastillstand so hart getroffen wie der Tourismus. Der Reisekonzern TUI hat angekündigt, 8000 Stellen zu streichen. Bei Airbnb, der Onlineplattform für Privatunterkünfte, muss ein Viertel aller Angestellten gehen. Wie entschlossen Reck ist, das Geld, das er bei Investoren eingesammelt hat, auch dafür zu verwenden, seine 600 Angestellten zu halten, hat mich beeindruckt. Natürlich drücken, je kleiner ein Unternehmen ist, desto weniger Gehälter auf die Bilanz. Aber auch Airbnb hatte erst im April eine Milliarde US-Dollar frisches Kapital eingesammelt. Dabei treffen Kündigungen nicht nur all jene hart, die gehen müssen. Bei denen, die bleiben, trübt sich die Stimmung ein, oft sinkt die Moral. Im schlimmsten Fall bekommt das Management die Kultur nie wieder ganz gekittet.
Deutsche Bahn, Galeria Kaufhof: Über Deutschland schwappt seit dieser Woche die große Kündigungswelle. Wenn die Konjunktur aber irgendwann wieder anzieht, dann wird der Kampf um Talente in die wohl härteste Runde gehen. Denn auch der kleinste Mittelständler hat nun verstanden, dass ohne gute IT-Infrastruktur, ohne Expertinnen und Experten für agiles Arbeiten und ohne Digital-Know-how kein Unternehmen mehr seinen Weg in die Zukunft findet. Wer heute seine Talente entlässt, bekommt sie morgen womöglich nicht mehr zurück. Reck braucht sich nicht zu fürchten.
Bleib gesund ….
Astrid Maier
Chefredakteurin, XING News
NWXnow Team
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