Die Pandemie hat gezeigt, dass Arbeit nicht mehr zwangsläufig an einem zentralen Ort stattfinden muss. Doch während viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer die Freiheiten des Homeoffice schätzen gelernt haben, sehnen sich andere nach dem sozialen Miteinander und den Kaffeepausen des Büroalltags. Führungskräfte stehen vor der Aufgabe, ihre Teams bei die Rückkehr ins Büro zu begleiten.
"Nach unseren Studien geht eine sehr gemischte Gefühlslage mit der Rückkehr ins Büro einher", erklärt der Leipziger Arbeitspsychologe Hannes Zacher. Die Rückkehr ist eine Herausforderung für alle, eine Umstellung, die nicht unterschätzt werden darf. Die Stille der eigenen vier Wände gegen das Summen des Großraumbüros zu tauschen, kann überwältigend sein. "Es ist sinnvoll, nun keinen harten Schnitt zu machen, sondern eine möglichst graduelle Rückkehr zu planen", rät Zacher. Dieser sanfte Übergang sei entscheidend, um den Mitarbeitenden die Eingewöhnung zu erleichtern und eine hybride Arbeitskultur zu fördern.
Denn aus der Sicht der Büroheimkehrer sind dabei durchaus einige Nachteile zu kompensieren: von Zeitverlust durch Pendeln bis hin zu zwischenmenschlichen Konflikten. Doch die Lösung liegt nicht in einer Einheitsstrategie. "Ich glaube, dass die Zeiten von 'One-size-fits-all', also allgemeinen Lösungen, vorbei sind und man dann tatsächlich individuelle Absprachen treffen muss", sagt Zacher. Es ist die Aufgabe der Führungskräfte, individuelle Bedürfnisse zu erkennen und darauf einzugehen.
Führungskräfte müssen nun mit Feingefühl und Verständnis agieren. Es geht darum, die Mitarbeiter zu motivieren und zu unterstützen. "Ganz wichtig ist, dass Führungskräfte dies begleiten und die unterschiedlichen Gefühle der Mitarbeitenden auffangen", betont Zacher. Es ist eine Gelegenheit, Vertrauen zu stärken und zu zeigen, dass die Gesundheit und das Wohlbefinden der Teams Priorität haben.
Die Rückkehr ins Büro bringt auch Chancen mit sich: ein stärkeres Gemeinschaftsgefühl und die Möglichkeit, Kommunikation und Zusammenarbeit zu intensivieren. "Mit der Rückkehr ins Büro werden die sozialen Beziehungen wieder gestärkt", so Zacher. Doch es gilt auch, die neu gewonnenen Freiheiten und die Flexibilität des Homeoffice nicht zu verlieren. "Um zufrieden und produktiv zu arbeiten, sollten möglichst drei grundlegende Bedürfnisse von Arbeitnehmern erfüllt sein: autonom handeln zu können, sich als kompetent zu erleben und gute soziale Beziehungen bei der Arbeit", erklärt Zacher.
TH / red
Weitere aktuelle Berichte aus der Arbeitswelt