Trotzdem reichen uns diese Zahlen allein nicht aus. Daher haben wir in 2020 darüber hinaus den Diversity Circle ins Leben gerufen, um uns noch stärker darauf zu fokussieren, ob unsere Ansprüche auch bei unseren Mitarbeitenden ankommen und gelebt werden. Aus diesem Circle, in dem sich Mitarbeitende neben ihrem regulären Job für Themen rund um die Förderung von Diversity bei ABOUT YOU einsetzen, ist auch das Projekt der Diversity Attributes entstanden.
Im Rahmen dieses Circles fiel uns dann eine Diskrepanz auf: In dem monatlichen Survey an alle Mitarbeitenden fragen wir sämtliche klassischen Formen des Employee Engagements ab, u.a. auch die Zufriedenheit mit der Förderung von Diversity und der Gleichbehandlung aller Mitarbeitenden auf unterschiedlichsten Dimensionen. Allerdings bewerten hier alle Mitarbeitenden die gleichen Fragen, d.h. auch, dass z.B. ich als weiße Frau in einer Führungsposition mit Deutsch als Muttersprache bewerte, ob ABOUT YOU ein inklusives Arbeitsumfeld bietet, auch z.B. für Mitarbeitende die keine deutschen Muttersprachler sind. Wenn ich also diese Frage mit Ja oder Nein beantworte, spreche ich nicht als Teil der Betroffenen und kann somit keine valide Einschätzung für Mitarbeitende geben, die z.B. keine deutschen Muttersprachler sind.
Um hier besser zu werden, tiefer zu gehen, zu verstehen und für uns genauere Learnings zu generieren, haben wir uns im Frühling 2021 dazu entschieden, Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, persönliche Daten wie u.a. sexuelle Orientierung, Ethnie, Religion, Muttersprache, akademischer Hintergrund etc. in ihrem Profil im Engagement Tool hinzuzufügen. Somit ist es uns möglich, auf aggregierter Persona Ebene zielgerichteter die Bedürfnisse verschiedener Gruppen Mitarbeitender zu verstehen, zielgerichteter handeln zu können und somit Inklusion und Diversität tiefer und nachhaltiger zu fördern.
Die Diversity Attributes erlauben die zielgerichtete Messung von Diversity durch persönliche Attribute im Profil eines Mitarbeitenden. Im Zuge des monatlichen Employee Pulse Surveys können diese Attribute hinzugefügt werden, welche wiederum auf aggregierter Ebene Personas bilden, wie u.a. Ethnie, Religion und sexuelle Orientierung. Die Zufriedenheit von Mitarbeitenden kann somit sehr viel genauer gemessen werden, was uns ein tieferes Verständnis und ein besseres Eingehen auf die Bedürfnisse der jeweiligen Gruppen ermöglicht.
Aktuell messen Unternehmen den Faktor „Diversity“ bzw. das Feedback von Mitarbeitenden zu Diversity oftmals noch zu oberflächlich und verschiedene Gruppen Mitarbeitender werden unzureichend berücksichtigt - häufig aus Unwissen oder aus Angst vor der Abfrage sensibler personenbezogener Daten. Dieses Konzept zeigt, wie auf bestimmte Gruppen Mitarbeitender datenbasiert besser eingegangen werden kann und schnellere zielgerichtetere Maßnahmen abgeleitet werden können.
Dieses Konzept sollte als Vorbild dienen, da es Unternehmen ohne bisherige Systeme zur Messung von Zufriedenheit du Feedback Mitarbeitender dazu ermutigen kann den Schritt zu gehen und ein solches System einzuführen. Unternehmen mit bereits bestehendem System werden dazu ermutigt, den nächsten Schritt zu gehen und Diversity innerhalb eines solchen Systems zu priorisieren und genauer zu verstehen.
Aktuell gibt es in Deutschland kaum Unternehmen, die diesen Ansatz bereits verfolgen. Bisher werden in der Regel Personas dieser Art qualitativ in Workshops erstellt und nur einmalig gemessen und anschließend nicht mehr auf kontinuierlicher Basis fortgeführt, um Verbesserungen zu messen, sowie kurzfristig und schnell ableiten zu können. Dieses Konzept zeigt außerdem, dass solche Schritte in Unternehmen gemacht werden sollten und so in der Implementierung eines sehr sensiblen Themas in cross-funktionaler Zusammenarbeit mit HR, Legal und dem Betriebsrat gemeinsam Erfolge erzielt werden können.
Das Konzept ermöglicht durch die zielgruppengenaue Betrachtung ein besseres Verständnis von Diversität und lässt daraus gezieltere Maßnahmen für die entsprechenden Gruppen ableiten. Da die Erfahrung von Diversität sowohl in der Gesellschaft als auch im Unternehmenskontext nicht von außen bewertet werden kann, sondern erst wirklich aussagekräftig durch die Bewertung der betroffenen Zielgruppe wird.