Kaum ein Thema hat in den vergangenen Jahren - auch angesichts der vielen Krisen - so eine Zuwendung erfahren wie die Nachhaltigkeit. Dabei hat der Begriff, der oft noch fälschlicherweise allein als Synonym für "Umweltschutz" verwendet wird, viele Bedeutungen. Nachhaltige Nutzung bezieht sich nicht nur auf auf ökologische, sondern auch ökonomische und soziale Aspekte. Damit ist es auch ein entscheidendes Thema für die Arbeitswelt und Unternehmen. Hier sind die wichtigsten Faktoren, die nachhaltiges Arbeiten in der Industrie- und Dienstleistungsgesellschaft ausmachen.
Während nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion längst in der Diskussion um eine zukunftsfähige Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft etabliert sind, spielt Nachhaltigkeit im Bereich Arbeitswelt erst seit einigen Jahren eine Rolle - sowohl in den Unternehmenskulturen selbst und auch in der Kommunikation der Firmen nach außen. Nachhaltig arbeiten heißt, alle Abläufe und die gesamte Kultur eines Unternehmens ressourcenschonend, anpassbar und zukunftssicher zu gestalten – für sämtliche Prozesse und die Menschen dahinter. Als Richtlinie für eine Definition kann in Deutschland dabei die vom Bundesumweltministerium bereits 2007 veröffentlichte Studie zum Thema „Nachhaltigkeitsmanagement in Unternehmen“ gelten. Danach kann ein Unternehmen als nachhaltig bezeichnet werden kann, wenn es die folgenden Aspekte erfüllt:
- Steigerung ökologischer Effektivität: Unternehmen, die im Sinne der Ökologie nachhaltig agieren, tun aktiv etwas gegen diverse Umweltprobleme, beispielsweise Treibhauseffekt, Zerstörung der Ozonschicht und Übersäuerung von Böden. Das ökologische Kriterium misst, wie effektiv Unternehmen es schaffen, diese Umweltschäden zu minimieren, etwa durch die richtige Abfallentsorgung, Recycling, die Verwendung moderner Filteranlagen oder den Verzicht auf toxische Substanzen bei der Produktion.
- Steigerung sozialer Effektivität: Das oft beschworene „Humankapital“ ist eine der wertvollsten Ressourcen, die Unternehmen haben – besonders in Zeiten des Fachkräftemangels. Die Nachhaltigkeit eines Unternehmens hängt also davon ab, wie sehr dieses auf soziale Verträglichkeit achtet. Das umfasst Themen wie Gleichberechtigung, faire Löhne, Leistungsgerechtigkeit, Arbeitsbedingungen, Betriebsklima, kulturelles Engagement, Korruptionsbekämpfung und Führungsstil. Das Kriterium betrifft jedoch nicht nur die eigenen Mitarbeiter: Nachhaltige Unternehmen sollen sich auch ihrer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung bewusst werden und auch darauf achten, dass Lieferanten und Dienstleister aus anderen Ländern Maßnahmen der Nachhaltigkeit beachten.
- Verbesserung von ökologischer und sozialer Effektivität: Unternehmerische Nachhaltigkeit bedeutet, dass die ökologische und soziale Effektivität so verbessert wird, dass die Firma möglichst wirtschaftlich (= ökonomisch) arbeitet. Gerade die Nachhaltigkeit des Unternehmens soll für mehr Gewinn sorgen. Auf diese Weise haben Unternehmen einen noch stärkeren Anreiz, nachhaltige Maßnahmen umzusetzen.
Und so profitieren Unternehmen konkret von einer nachhaltigen Management- und Produktionsstrategie:
- Unternehmen, die Ressourcen sparsam und effizient einsetzen, schonen nicht nur die Umwelt, sondern sparen auch Geld. Schließlich dürfte der Preis für Rohstoffe wie Erdöl, Energie und sogar Wasser in Zukunft noch stärker ansteigen.
- Bereits heute achten viele Konsumenten beim Kauf genau darauf, ob ein Produkt nachhaltig hergestellt wurde. „Grüne Unternehmen“ haben also die Chance, ihre Reputation in der Öffentlichkeit zu verbessern und mehr Kunden zu gewinnen – vor allem unter einer jungen Käuferschaft.
- Firmen mit sozial verträglichen Arbeitsbedingungen werden es leichter haben, qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen und langfristig zu halten. Zudem ist der Zusammenhang zwischen Zufriedenheit und Produktivität von Mitarbeitern offensichtlich. Und auch die Kosten durch Krankheitsfälle werden mit Maßnahmen zur sozialen Nachhaltigkeit verringert.
Als weitere Motivation für mehr Nachhaltigkeit in der Unternehmensführung dürfte eine neue EU-Richtlinie sorgen, die im Juni diesen Jahres verabschiedet wurde: Danach müssen große Unternehmen in der Europäischen Union die Verbraucher künftig über die Nachhaltigkeit ihrer Aktivitäten informieren, darauf einigten sich das Europäische Parlament und der Rat. Damit sind nun ein breiter Kreis von Großunternehmen sowie börsennotierte KMUs (kleine und mittlere Unternehmen) zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet.