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Go oder No? So fiel das Experiment Vier-Tage-Woche aus

Ergebnisse der Pilotstudie veröffentlicht

18. Oktober 2024

Es war ein viel beachtetes Experiment, das rund 50 deutsche Unternehmen und Organisationen im Frühjahr diesen Jahres begannen: Sie wollten erforschen, welche Auswirkungen die Einführung einer Vier-Tage-Woche auf ihre Mitarbeiter, Arbeitsabläufe und Produktivität hat. Die Ergebnisse liefern in der aktuellen Debatte um Arbeitszeiten, Fachkräftemangel und Arbeitsbelastungen viel Diskussionsstoff.

Das zentrale Ergebnis der Studie, die unter der Leitung von Prof. Dr. Julia Backmann von der Universität Münster in Zusammenarbeit mit der Berliner Unternehmensberatung Intraprenör durchgeführt wurde, sei die positive Veränderung der Lebenszufriedenheit der Beschäftigten, so die Wissenschaftler. Durch die Einführung der Vier-Tage-Woche hätten die Mitarbeitenden ihre zusätzliche Freizeit hauptsächlich für familiäre Aktivitäten genutzt. Vor dem Projekt äußerten 64 Prozent den Wunsch, mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, nach Einführung der Vier-Tage-Woche sank dieser Wert auf 50 Prozent. Dieser Rückgang deute darauf hin, dass die neuen Freiräume vor allem zur Verbesserung des persönlichen Lebens der Teilnehmenden geführt hätten, so Prof. Julia Backmann.

Produktivität bleibt trotz kürzerer Arbeitszeit stabil

In Bezug auf die Produktivität konnten die Unternehmen trotz der reduzierten Arbeitszeit keine signifikanten Rückgänge feststellen. Tatsächlich wurden in einigen Fällen sogar leichte Steigerungen in den finanziellen Leistungskennzahlen wie Umsatz und Gewinn verzeichnet. Diese Veränderungen waren jedoch nicht signifikant im Vergleich zum Vorjahr, was darauf hindeutet, dass die reduzierte Arbeitszeit nicht zu Einbußen in der Produktivität geführt hat. Sowohl die Geschäftsführungen als auch die Mitarbeitenden berichteten subjektiv von einer Verbesserung der Produktivität während der Testphase.

Ein Schlüsselaspekt, der die Produktivität stabil hielt, sei die Anpassung betrieblicher Prozesse, so die Studienautoren. Über 60 Prozent der Unternehmen hätten Ablenkungen reduziert und Arbeitsabläufe optimiert, während gut die Hälfte die Meetingkultur veränderte, zum Beispiel durch die Verringerung der Häufigkeit und Dauer von Besprechungen. Ein Viertel der Unternehmen führte zudem neue digitale Werkzeuge ein, um die Effizienz weiter zu steigern.

Carsten Meier, Geschäftsführer von Intraprenör und Co-Initiator des Pilotprojekts, betont in diesem Zusammenhang: „Das Potenzial der verkürzten Arbeitszeit scheint unter komplizierten Prozessen, Meetings und geringer Digitalisierung zu schlummern. Unternehmen müssen in die notwendige Veränderungsarbeit investieren, um eine Vier-Tage-Woche herauszubekommen.“

Gesundheitliche Verbesserungen

Neben der Produktivität profitierten die Mitarbeitenden auch gesundheitlich von der Einführung der Vier-Tage-Woche. Die Studie zeigt signifikante Verbesserungen in der mentalen und körperlichen Gesundheit der Beschäftigten. Sie berichteten von weniger Stress und Burnout-Symptomen. Diese Selbsteinschätzungen wurden durch physiologische Daten untermauert. Fitness-Tracker erfassten einen Anstieg der täglichen Aktivität, etwa durch höhere Schrittzahlen, sowie eine Zunahme der Schlafdauer um durchschnittlich 38 Minuten pro Woche im Vergleich zu einer Kontrollgruppe. Darüber hinaus war die gemessene Stressbelastung pro Tag bei den Teilnehmenden der Vier-Tage-Woche signifikant geringer. Interessanterweise gab es jedoch nur einen leichten Rückgang der monatlichen Krankentage, der statistisch im Vergleich zum Vorjahr nicht signifikant war.

An der Studie nahmen 45 Organisationen aus unterschiedlichen Branchen teil, darunter Beratung, Dienstleistungen, IT und Fertigung. Der Großteil der teilnehmenden Unternehmen war klein oder mittelgroß, jedoch waren auch einige Großunternehmen vertreten. Die Studie erlaubte den Organisationen, ihre eigenen Modelle der Vier-Tage-Woche zu wählen. 60 Prozent der Unternehmen führten die verkürzte Arbeitswoche für die gesamte Belegschaft ein, während größere Unternehmen diese nur in bestimmten Teams umsetzten. Die Mehrheit der Organisationen gewährte dabei einen festen oder rotierenden freien Tag pro Woche.

Die teilnehmenden Organisationen hatten zudem die Möglichkeit, in digitalen Workshops und Netzwerktreffen Erkenntnisse auszutauschen und ihre Prozesse zu optimieren. Dies half ihnen, den Übergang zur Vier-Tage-Woche effektiver zu gestalten.

Hat die Vier-Tage-Woche Zukunft?

Die Ergebnisse der Pilotstudie deuten laut Einschätzung der Experten darauf hin, dass das Modell der Vier-Tage-Woche durchaus eine vielversprechende Option für die Zukunft der Arbeitswelt sein könnte. Über 70 Prozent der teilnehmenden Organisationen planen, das Modell über die sechsmonatige Testphase hinaus fortzuführen. 

red

 

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