Fehlende Strategien und mangelnde Ressourcen bremsen in vielen Unternehmen den Erfolg der digitalen Transformation. Aktuellen Untersuchungen zufolge liegt das auch an unzureichender Kommunikation und einer mangelhaften Abschätzung der Risiken eines Transformationsprozesses. Doch mit einer wirksamen Personalstrategie, so Experten, könnten diese durchaus in Chancen verwandelt werden.
Die digitale Transformation ist in vollem Gange, doch viele Unternehmen hinken hinterher. Das belegt eine Online-Umfrage der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart (DHBW). Dabei zeigte sich, dass die meisten Firmen noch keine klare Digitalisierungsstrategie haben. Sie konzentrieren sich auf die Digitalisierung von HR-Prozessen und Schnittstellenmanagement, anstatt auf Kompetenzentwicklung und Mitarbeiterbindung. Kein Wunder, so urteilen die Studienverfasser, dass der Erfolg bisheriger Digitalisierungsmaßnahmen oft gering ist.
Die Umfrage, die unter HR-Verantwortlichen des Bundesverbandes der Personalmanager und Personalmanagerinnen (BPM) durchgeführt wurde, beweist außerdem: Es fehlen Ressourcen, eine einheitliche Strategie und eine geordnete Umsetzung. Eine ähnliche Einschätzung teilen auch Arbeitnehmervertretungen im Aufsichtsrat, bei einer Befraguung im Auftrag der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. Dabei gab mehr als die Hälfte (58,1 %) an, dass ihr Unternehmen von der digitalen Transformation betroffen ist. Doch nur die Hälfte dieser Befragtengruppe fühlt sich darüber ausreichend informiert und involviert. Es besteht also eine Diskrepanz zwischen der Notwendigkeit zur Veränderung und der Informationslage der Mitarbeitenden.
Tatsächlich sind die Risiken der digitalen Transformation vielen unbekannt. Während die meisten mit der Informationspolitik ihrer Firma über andere Unternehmensrisiken zufrieden sind (72,7 %), gibt das bei Informationen zu den Risiken der digitalen Transformation nur ein Drittel an. Nur in etwa der Hälfte der Unternehmen werden Personalrisiken systematisch identifiziert (50 %), gemessen (43,5 %), gesteuert (41,9 %) und überwacht (45,2 %).
Die Arbeitnehmervertretungen im Aufsichtsrat wünschen sich mehr Detailtiefe, eine rechtzeitige und regelmäßige Informationsweitergabe sowie eine konkrete Personalplanung/-strategie. Denn auch auf strategischer Ebene ist das Thema digitale Transformation in vielen Unternehmen noch nicht präsent. Nur in einem Drittel der Unternehmen gibt es ein Vorstands- oder Geschäftsführungsmitglied, das schwerpunktmäßig für das Thema Digitalisierung zuständig ist. Ähnliche Bedenken äußerten auch die Personalmanager in der BPM-Befragung. Nur etwa die Hälfte der Unternehmen identifiziert, misst, steuert und überwacht systematisch Personalrisiken im Unternehmen. Obwohl die digitalen Transformationsthemen als personalbezogene Risiken wahrgenommen werden, erhalten sie in der Diskussion zu wenig Aufmerksamkeit.
Die Studienautoren betonen, dass potenzielle Personalrisiken bei Digitalisierungsprozessen mit einer frühzeitigen und wirksamen Strategie in Chancen für das Unternehmen verwandelt werden können. Dafür brauche es aber eine regelmäßige Evaluierung und Neubewertung der Personalrisiken unter Einbezug aller relevanten Unternehmensabteilungen. Nur so könnten entsprechende Maßnahmen abgeleitet und ein strategisch wirksames Personalmanagement für die Transformation umgesetzt werden.
TH / red