Nur noch neun Prozent der Beschäftigten in Deutschland spüren eine starke emotionale Bindung zu ihrem Arbeitgeber – ein historischer Tiefstand. Gleichzeitig leisten 78 Prozent der Arbeitnehmer lediglich Dienst nach Vorschrift. Experten betonen die zentrale Rolle von Führungskräften bei der Gestaltung motivierender Arbeitsbedingungen.
Der aktuelle Gallup Engagement Index verdeutlicht einen alarmierenden Rückgang der emotionalen Mitarbeiterbindung in Deutschland. Erstmals seit Beginn der Erhebung im Jahr 2001 liegt der Anteil der Beschäftigten mit hoher emotionaler Bindung im einstelligen Bereich – bei lediglich 9 Prozent. Gleichzeitig geben 78 Prozent der Befragten an, nur noch Dienst nach Vorschrift zu leisten. Immerhin ist die Zahl der innerlich gekündigten Mitarbeitenden auf 13 Prozent gesunken, was auf eine leichte Verbesserung gegenüber dem Vorjahr hindeutet.
Die Studie zeigt aber auch, dass nur noch 34 Prozent der Beschäftigten planen, in drei Jahren noch bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber zu sein. Headhunter sind so aktiv wie nie zuvor, was den Wettbewerb um Talente verschärft. Laut Studienautoren ist deutlich, dass Unternehmen, die in die Qualität der Führung investieren, die emotionale Bindung ihrer Mitarbeitenden steigern können. So würden die Daten etwa belegen, dass hoch gebundene Mitarbeitende seltener wechseln, weniger Fehlzeiten aufweisen und produktiver sind.
Experten sehen die Verantwortung für die Gestaltung motivierender Arbeitsbedingungen vor allem bei den Führungskräften. So auch Arbeitspsychologe Hannes Zacher von der Universität Leipzig. Im Interview mit dem MDR betont er: „Führung ist ein ganz wichtiger Schlüssel. Wir sollten den Führungskräften aber auch nicht zu viel Verantwortung aufbürden. Es geht auch um Strukturen, die wir verbessern können.“
Zacher weist darauf hin, dass der Begriff „Dienst nach Vorschrift“ nicht zwangsläufig negativ zu bewerten sei. Er betont, dass viele Beschäftigte in wirtschaftlich unsicheren Zeiten eine pragmatischere Einstellung zur Arbeit entwickeln. „Die Bindung an Unternehmen nimmt immer mehr ab, gerade in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit“, so Zacher.
red