Was treibt Beschäftigte zum Jobwechsel – und was hält sie im Unternehmen? Die aktuelle XING-Langzeitstudie zeigt: Während Jüngere vor allem nach Sicherheit, Gehalt und Flexibilität suchen, legen Ältere mehr Wert auf Sinn, Stabilität und gute Führung. Unternehmen, die Talente binden und gewinnen wollen, müssen die Bedürfnisse der Generationen differenziert verstehen – und gezielt ansprechen.
„Unsere Zahlen machen deutlich: Karrieren verlaufen heute deutlich dynamischer als früher. Langfristige Loyalität ist kein Selbstläufer, sondern das Ergebnis von guter Führung und den richtigen Angeboten“, sagt Thomas Kindler. So interpretiert der Managing Director von XING die Ergebnisse der aktuellen XING-Langzeitstudie, die vom Meinungsforschungsinstitut forsa durchgeführt wurde,
Trotz eines im Vergleich früherer Jahre deutlich unsicheren Arbeitsmarkts bleibt die Wechselbereitschaft unter Beschäftigten in Deutschland hoch: Rund ein Drittel der Befragten zieht einen Wechsel des Arbeitgebers in Betracht oder hat bereits konkrete Schritte dafür eingeleitet. Besonders auffällig ist, dass jüngere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer deutlich wechselwilliger sind als ältere.
Jobzuversicht trotz Unsicherheiten
Die hohe Wechselbereitschaft ist auch die Folge eines nach wie vor positiven Blicks auf den Arbeitsmarkt bei den meisten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Insgesamt zeigen sich 64 Prozent der Befragten zuversichtlich, innerhalb von sechs Monaten eine neue Stelle zu finden. Besonders optimistisch ist die Gen Z (74 %), gleichzeitig ist es aber auch die Gruppe mit der größten Sorge vor einem Jobverlust (13 %). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich junge Beschäftigte zwar veränderungsbereit zeigen, jedoch auf ein stabiles und verlässliches Arbeitsumfeld angewiesen sind.
Am höchsten ist die Bereitschaft zum Wechsel bei der Generation Z. 48 Prozent der 18- bis 27-Jährigen sind offen für einen neuen Job oder haben diesen bereits konkret geplant. Auch unter den Millennials (28 bis 43 Jahre) ist die Quote mit 44 Prozent überdurchschnittlich. Die Generation X (44 bis 59 Jahre) zeigt sich zurückhaltender – hier liegt der Wert bei 32 Prozent. Bei den Babyboomern (ab 60 Jahren) sinkt die Wechselbereitschaft auf 15 Prozent. Dennoch ist bemerkenswert: Selbst in dieser Altersgruppe sind nur 11 Prozent dem ersten Arbeitgeber über die gesamte Laufbahn hinweg treu geblieben.
Was hält Beschäftigte im Unternehmen? Generationenübergreifend ist Jobsicherheit ein zentraler Grund – rund zwei Drittel der Befragten aus Gen Z, den Millennials und der Generation X nennen diesen Faktor. Bei den Babyboomern liegt der Wert bei 48 Prozent. Auffällig ist der hohe Stellenwert von kollegialem Zusammenhalt – besonders bei den Jüngeren. Für 70 Prozent der Gen Z und 68 Prozent der Millennials ist er ein entscheidendes Kriterium, im Unternehmen zu bleiben. Auch interessante Arbeitsinhalte, eine ausgewogene Work-Life-Balance und das Gehalt spielen eine wichtige Rolle – wobei die Gewichtung je nach Altersgruppe variiert.
Bei der Frage nach den Gründen für einen Jobwechsel unterscheiden sich die Generationen deutlich. Die Gen Z führt unzureichende Bezahlung an erster Stelle (45 %), während für Millennials ein hohes Stresslevel (39 %) ausschlaggebend ist. Auch mangelnde Aufstiegsmöglichkeiten (36 %) werden von ihnen häufig genannt. Die älteren Generationen, insbesondere die Babyboomer, sehen fehlerhafte Führung als häufigen Kündigungsgrund.
Ein befristeter Arbeitsvertrag ist für die Mehrheit der Beschäftigten ein Ausschlusskriterium – selbst bei besserem Gehalt. Millennials (61 %) und Generation X (58 %) stehen befristeten Arbeitsverhältnissen besonders kritisch gegenüber. Auffällig ist außerdem: Für die Gen Z spielt das Urteil des persönlichen Umfelds über einen Arbeitgeber eine größere Rolle als bei anderen Gruppen.
Trotz der Unterschiede eint die Generationen der Wunsch nach Stabilität: Jobsicherheit steht auf der Wunschliste potenzieller neuer Arbeitgeber bei allen Altersgruppen ganz oben. Für die Gen Z steht daneben finanzielle Sicherheit im Vordergrund – 79 Prozent wünschen sich ein höheres Gehalt. Auch flexible Arbeitszeiten und ein attraktiver Unternehmensstandort sind ihnen wichtig. Millennials legen zusätzlich Wert auf gutes Führungsverhalten. Bei der Generation X und den Babyboomern gewinnen immaterielle Werte wie Sinnerfüllung und wertschätzende Führung stärker an Bedeutung. "Jede Generation bringt eigene Erwartungen mit – wer alle erreichen will, muss differenzierte Angebote machen“, so Kindler.
Auch Arbeitszeitmodelle wie die Vier-Tage-Woche stoßen auf breite Zustimmung. Rund die Hälfte der Befragten aller Generationen findet sie attraktiv. Homeoffice bleibt vor allem für die Jüngeren ein Muss: Rund ein Viertel der Gen Z und Millennials würde den Arbeitgeber verlassen, wenn keine Möglichkeit zum Remote Work mehr besteht.
Mehr Zahlen und Details der Studie gibt es unter diesem Link.
red / PM