Wie schwierig ist der Umgang mit der Bürokratie? Wie gut funktioniert die digitale Infrastruktur? Wie leicht oder schwer ist es, ohne Kenntnisse der Landessprache zurechtzukommen? Der jährlich erhobene „Expat Basics Index“ der Expat-Community InterNations* zeigt, wie schwer oder leicht es für ausländische Fachkräfte in punkto Wohnen, Sprache, digitale Infrastruktur und Verwaltung im fremden Land ist. Die schlechte Nachricht: Das aktuelle Ergebnis ist nicht schmeichelhaft für Deutschland. Und dürfte die Sorgen von heimischen Unternehmen, die händeringend auch nach ausländischen Talenten suchen, noch vergrößern.
Denn bei der Bewertung im "Expat Basics Index" rangiert Deutschland als das ungünstigste Land zum Auswandern und damit auf dem letzten Platz unter insgesamt 52 abgefragten Staaten. Tatsächlich sind die Ergebnisse in den einzelnen Kategorien verheerend: In Bezug auf die digitale Infrastruktur belegt Deutschland den enttäuschenden 48. Platz, bei Verwaltungsangelegenheiten den 36., im Bereich Wohnen den 47. und hinsichtlich des Sprachfaktors - dem Erlernen und Anwender der Sprache - den 49. Platz. Insgesamt ist Deutschland somit der klare Verlierer.
Beim Thema digitale Infrastruktur landet Deutschland in allen Detailfragen unter den fünf letztplatzierten Ländern weltweit, etwa bei den bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten (51.) und beim einfachen Zugang zu einem schnellen Internetanschluss (49.). In der Tat sind gerade mal 57 Prozent der Expats mit den bargeldlosen Zahlungsmöglichkeiten zufrieden (vs. 84 Prozent weltweit). „Kreditkarten werden in Deutschland fast nirgends akzeptiert, und die Internetverbindungen sind schlecht“, beklagt eine Umfrageteilnehmerin aus Italien.
Zwar schneidet Deutschland schneidet bei Verwaltungsthemen etwas besser ab (36. Platz gesamt), aber nicht viel. Die mangelnde Digitalisierung des Landes stört Expats auch auf den Ämtern. Diese bieten kaum Möglichkeiten, Behördliches online zu erledigen (43.): Etwa jeder dritte Expat bewertet diesen Faktor negativ (vs. 21 Prozent weltweit). So finden es 52 Prozent der Expats schwierig, mit den lokalen Behörden zurechtzukommen (vs. 39 Prozent weltweit). „Ich bin oft überrascht, wie weit Deutschland anderen Ländern hinterherhinkt in Bezug auf die Verfügbarkeit von Online-Diensten, Kartenzahlungen und Behördengängen, die in anderen Ländern online erledigt werden können“, meint ein britischer Expat.
Im Jahr 2022 haben fast 12.000 Expats aus 177 verschiedenen Nationen an der Umfrage teilgenommen. Die Teilnehmer waren fast gleichmäßig auf Frauen (48 Prozent) und Männer (52 Prozent) verteilt, 82 Prozent hatten einen akademischen Abschluss. An der Spitze des Rankings stehen Bahrain (1.), die Vereinigten Arabischen Emirate (2.) und Singapur (3.). Alle drei Länder beeindrucken die Befragten insbesondere durch das Fehlen von Sprachbarrieren sowie den geringen Verwaltungsaufwand.
*Über InterNations: Mit mehr als 4 Millionen Mitgliedern in 420 Städten weltweit ist InterNations die weltweit größte Community und eine wichtige Informationsquelle für alle, die im Ausland leben und arbeiten. Neben den digitalen Vernetzungsmöglichkeiten bietet InterNations seinen Mitgliedern die Gelegenheit zum persönlichen Austausch im Rahmen von rund 6.000 monatlichen Veranstaltungen und Freizeitaktivitäten auf der ganzen Welt. InterNations gehört zur Unternehmensgruppe der NEW WORK SE