Fachkräftemangel, demografischer Wandel, Work-Life-Balance: Der XING Arbeitsmarktreport 2024 beleuchtet aktuelle Themen und Probleme für Unternehmen und Arbeitnehmer in Deutschland. Dabei sticht ein Ergebnis der großen Studie besonders hervor.
Trotz steigender Anforderungen durch unbesetzte Stellen und den demografischen Wandel sieht die Mehrheit der Beschäftigten (58 Prozent) keine Notwendigkeit, durch Mehrarbeit die Wirtschaft zu stabilisieren. Das ist ein zentrales Ergebnis des repräsentativen XING Arbeitsmarktreports 2024, den das Marktforschungsinstitut Appinio im Auftrag des Jobs-Netzwerks unter 2.000 Beschäftigten in der Deutschland durchgeführt hat. Die Skepsis gegenüber einem erhöhten Arbeitspensum ist besonders unter älteren Generationen wie den Babyboomern und der Generation X (jeweils 63 Prozent) verbreitet. Zwar erkennen jüngere Generationen wie die Millennials (55 %) und GenZ (53 %) die Notwendigkeit von Mehrarbeit theoretisch an, möchten jedoch selbst keine zusätzlichen Arbeitsstunden leisten.
Dabei zeigt sich der Fachkräftemangel bereits durchaus in vielen Unternehmen. Über 40 Prozent der befragten Beschäftigten berichten, dass ihr Unternehmen Schwierigkeiten hat, passendes Personal zu finden. Diese Situation führt bei 30 Prozent der Arbeitnehmer zu erhöhter Arbeitsbelastung, was zu schlechter Stimmung und Motivationsproblemen führt. Ein Viertel der Befragten (24 %) berichtet von sinkender Arbeitsqualität, und ebenso viele spüren erhöhten Stress und steigende Burn-out-Gefahr.
Thomas Kindler, Managing Director von XING, kommentiert: „Hier zeigt sich eine klare Schere zwischen den Generationen: Während die Babyboomer das Gefühl haben, ihren Teil getan zu haben, sehen sie generell weniger Notwendigkeit für mehr Arbeitszeit. Die Jüngeren sind sich eines drohenden Wohlstandsverlustes bewusster, möchten aber selbst keine Mehrarbeit leisten.“
Der Arbeitsmarktreport zeigt, dass die Bereitschaft zu Mehrarbeit unter bestimmten Bedingungen vorhanden ist. Rund 9 Prozent der Beschäftigten würden gerne mehr arbeiten, wobei dieser Anteil unter geringfügig Beschäftigten und Teilzeitkräften auf 15 Prozent steigt. Als wichtigste Anreize für Mehrarbeit nennen die Befragten finanzielle Benefits wie Bonuszahlungen und Prämien (48 %), ein höheres Gehalt im Verhältnis zur Stundenzahl (40 %) oder darüber hinaus (43 %). Auch zusätzliche Urlaubstage (40 %) und steuerliche Anreize (33 %) sind attraktiv.
Privatleben und Arbeit sinnvoll miteinander zu verbinden: Die Work-Life-Balance bleibt ein dominierendes Thema. Rund die Hälfte der Beschäftigten (52 %) ist mit ihrem Verhältnis zwischen Beruf und Privatleben zufrieden. Unterschiede zeigen sich zwischen den Geschlechtern: Während 55 Prozent der Männer ihre Work-Life-Balance als ausgewogen beurteilen, sind es bei den Frauen nur 49 Prozent. Stress und gesundheitliche Probleme nennen 36 Prozent der Befragten als größte Hürden für eine ausgewogene Work-Life-Balance, wobei Frauen deutlich häufiger (41 %) als Männer (31 %) darunter leiden.
Die Bedeutung der Work-Life-Balance spiegelt sich auch in den Erwartungen von Bewerbern wider. Laut dem Bericht ist dies in Bewerbungsgesprächen das am häufigsten adressierte Thema (52 %), gefolgt von Wünschen nach Homeoffice, Remote Work und flexiblen Arbeitszeiten (jeweils 45 %). Thomas Kindler betont, dass Unternehmen attraktive Anreize bieten sollten, um den Fachkräftemangel zu kompensieren und den Anforderungen der Beschäftigten gerecht zu werden: „Unternehmen haben wirksame Mittel, um den Fachkräftemangel abzufedern. Anreize für Mehrarbeit wie attraktive Vergütungen und flexible Arbeitszeitmodelle zahlen auf die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen ein. Hier ist ein Umdenken gefragt – und das besser heute als morgen. “
red / TH / PM