Hannes Steiner ist Gründer der Plattform story.one, auf der Menschen ihre persönlichen Geschichten veröffentlichen können. Dabei geht es neben anderen wichtigen und erzählenswerten Themen immer wieder auch um die Arbeit - und alles, was damit zusammenhängt. Wir möchten diesen berührenden, interessanten und spannenden Geschichten auch einen Raum geben. Deshalb veröffentlichen wir ab jetzt im Rahmen einer Kooperation mit story.one regelmäßig ausgewählte Geschichten aus der Crowd auf dem NWX Magazin. Zum Auftakt der Kooperation hat sich unsere Mitarbeiterin Daniela Lukaßen-Held mit Hannes Steiner über story.one und die Idee dahinter unterhalten.
NWX Magazin: Was ist story.one genau?
Hannes Steiner: story.one ist eine Plattform, auf der Menschen Geschichten schreiben können, in einer kurzen Form – Onepager, maximal 2.500 Zeichen. Man kann inspirierende Storyteller kennenlernen, sich mit anderen austauschen, oder auch nur Geschichten lesen und kommentieren. Wenn man zwölf Kurzgeschichten geschrieben hat, kann man sein eigenes Buch veröffentlichen – ohne Vorkosten und mit weltweitem Vertrieb.
Bei story.one haben alle Menschen die Möglichkeit, ihre Geschichte zu erzählen. Was ist das Besondere daran?
Steiner: Menschen sind viel begabter als man glaubt – auch beim Schreiben und Erzählen. Es gibt auf der Welt nur eine Million lebende Buchautoren und Buchautorinnen, das sind 0,0137 Prozent der Weltbevölkerung. An dieser Zahl erkennt man: Es könnten viel mehr sein. Ich würde sagen – und das ist eine sehr vorsichtige Schätzung – dass jeder Zehnte wirklich gut schreiben und erzählen kann. Das heißt, wir fangen etwas auf, das schon da ist und geben die Möglichkeit Talent zu entfalten. So wie andere Plattformen es schon lange vor uns gemacht haben, wie zum Beispiel Youtube.
Wie ist die Idee zu story.one entstanden?
Steiner: Ich hatte einen Sachbuchverlag, den ich später an Red Bull verkauft habe, war dann dort einige Jahre später als Chief Content Strategist der Marke unterwegs. Zum einen habe ich schnell festgestellt, dass es einen riesigen Bedarf an inspirierendem Geschichten gibt, zum anderen bekommt man als Verleger tausende Manuskripte zugeschickt. Story.one ist die Verknüpfung dieser beiden Bedürfnisse: Menschen wollen erzählen, sich mitteilen und aus diesen besonderen Inhalten ein Buch machen. Und Leser wollen tolle Geschichten entdecken.
Und was bewegt die Menschen, die bei story.one ihre Geschichte erzählen?
Steiner: Die Crowd überrascht – wie immer. Es gibt bei story.one so unglaublich viele Geschichten, die man noch nie gehört hat und die man sich gar nicht ausdenken könnte. Es ist ein wahrer Fundus an spannenden, berührenden Erlebnissen: Life is a story - Das Leben ist voller Geschichten. Und natürlich gibt es auch gewisse Muster, dass sich Geschichten ähnlich zutragen haben und das ist das verbindende Element auf story.one
Im Rahmen einer neuen Kooperation werden zukünftig regelmäßig NEW WORK-Geschichten von story.one auch hier auf dem NWX Magazin veröffentlicht. Auch weitere gemeinsame Aktionen sind geplant. Merkt ihr bei story.one, dass das Thema NEW WORK die Menschen aktuell mehr bewegt, wo Remote Work und Homeoffice eine größere Rolle spielen?
Steiner: Ja klar. Das hat deutlich zugenommen, weil die Arbeit auf einmal im privaten Bereich angekommen und die Situation völlig neu ist. Neue Umstände, etwas zum ersten Mal zu erleben, lösen Emotionen aus und diese möchte man teilen.
Ist das vielleicht auch eine Art des Austauschs, der jetzt gerade im Büro fehlt? Also haben Menschen eher den Wunsch danach, sich mitzuteilen, weil das nicht wie früher etwa in der Kaffeepause im Büro möglich ist?
Steiner: Ich glaube schon. Natürlich fehlt beim Homeoffice etwas – und das ist der Austausch untereinander, den man in manchen Unternehmen oft als gar nicht so produktiv angesehen hat wie er tatsächlich ist. Gute Kommunikation ist das Schmiermittel eines gelingenden Miteinanders. Und es ist ein ganz eigenes Phänomen, dass sich Menschen, die sich über ihre Geschichten kennenlernen, schnell so gut verstehen, als wären sie schon lange befreundet. Denn wenn man eine Geschichte teilt, gibt man manchmal sehr viel von sich preis, öffnet sich und lädt damit auch andere zu einem ehrlichen und offenen Dialog ein. Vielleicht wollen Menschen auch wieder mehr Realität, besonders im „Netz“.
Siehst Du es als Stärke, wenn Menschen viel von sich preisgeben? Denn lange Zeit war es ja gerade im Berufsleben so, dass man versucht hat, sich doch sehr zurückzunehmen, wenig von sich preiszugeben. Jetzt ist es zwangsläufig so, dass man vielleicht auch mal eine Videokonferenz hat und das Kind läuft durchs Bild.
Steiner: Ja. Absolut. Es werden natürlich manche Modelle und Rollenverständnisse in Frage gestellt, aber die ganze Zusammenarbeit wird viel offener, menschlicher und authentischer. Ich finde das ganz großartig.
Wie wählt ihr denn die Geschichten aus, die im NWX Magazin veröffentlichen werden?
Steiner: Grundsätzlich ist es bei uns immer eine Mischung aus Crowd und Redaktion. Das heißt: Menschen schreiben ihre Geschichten und bekommen Feedback in Form von Likes, Shares und Kommentaren. Man sieht schnell, was gut ankommt und das ist eine klare Empfehlung. Wir legen aber auch viel Wert auf Qualität und dafür gibt es die Redaktion. Ich selbst bin auf jeden Fall sehr gespannt und freue mich auf die Kooperation.
Hier geht es zur ersten Geschichte "Mama ist auf der Arbeit" von Jasmin Frey