Spätestens mit der Corona-Pandemie ist das (zumindest teilweise) Arbeiten von zu Hause in vielen Berufen zur neuen Normalität geworden, auch weil die technologischen und logistischen Voraussetzungen dafür gegeben sind. Doch in diesem "New Normal" stellt sich auch die Frage, wie wir die Vorteile der Digitalisierung nutzen können, ohne das Wohlbefinden der Beschäftigten zu gefährden. Denn mit den neuen Arbeitsweisen steigen auch die Risiken für jeden Einzelnen und den Unternehmen gleichermaßen. Die Studie "social health@work", die von der Barmer Krankenkasse und der Universität St. Gallen durchgeführt wurde, beleuchtet die Auswirkungen der digitalen Arbeitswelt auf die soziale Gesundheit von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland. Hier sind die wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung:
Die Studie zeigt, dass Beschäftigte im Durchschnitt zweieinhalb bis drei mobile Arbeitstage pro Woche bevorzugen. Dies bringt neue Freiheiten, aber auch Herausforderungen mit sich. Die größte Herausforderung besteht darin, Arbeit und Privates räumlich und zeitlich voneinander abzugrenzen, um Stress zu vermeiden. Beschäftigte, die aktiv ihre Freizeit gestalten, erleben weniger Stress, selbst wenn sie viel mobil arbeiten. Dies unterstreicht die Bedeutung einer bewussten Freizeitgestaltung als Stressbewältigungsstrategie.
Ein aktives Grenzmanagement zwischen Arbeit und Privatleben verbessert die Arbeitsfähigkeit signifikant. Beschäftigte, die klare Grenzen ziehen und sich vor der Arbeit mental darauf einstimmen (Reattachment), gehen ihrer Tätigkeit engagierter nach. Besonders interessant ist, dass Führungskräften das Abschalten in ihrer Freizeit schwerer fällt, was auf den Druck und die Verantwortung ihrer Positionen hinweist. Diese Erkenntnis zeigt die Notwendigkeit von Strategien zur Unterstützung von Führungskräften im Umgang mit beruflichem Stress.
Mobile Arbeit kann die soziale Inklusion gefährden. Je mehr Beschäftigte mobil arbeiten, desto weniger fühlen sie sich in ihr Team eingebunden. Ein starkes Inklusionsklima, basierend auf Authentizität, Zugehörigkeit, Chancengleichheit und Perspektivenvielfalt, ist daher entscheidend. Organisationen müssen proaktiv Maßnahmen ergreifen, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken und mobile Arbeit nicht zu einem Risikofaktor werden zu lassen. Dies könnte beispielsweise durch regelmäßige Teambuilding-Aktivitäten und offene Kommunikation gefördert werden.
Erfolgreiche Führung im digitalen Kontext erfordert spezifische digitale Führungsfähigkeiten. Beschäftigte fühlen sich besser wahrgenommen und es kommt zu weniger Konflikten zwischen Arbeit und Privatleben, wenn Führungskräfte diese Fähigkeiten besitzen. Eine gute Beziehung zwischen Beschäftigten und Führungskräften fördert die Vereinbarkeit von Arbeit und Familie und trägt zur allgemeinen Zufriedenheit bei. Dies verdeutlicht die Notwendigkeit von Schulungen und Weiterbildungen für Führungskräfte im digitalen Bereich.
Der digitale Reifegrad einer Organisation ist ein Indikator für den Fortschritt im digitalen Wandel. Viele Organisationen führen bereits einen Großteil ihrer Arbeit virtuell aus. Altersinklusive Human-Resources-Praktiken sind entscheidend, um Stress zu reduzieren und das Engagement insbesondere der älteren Beschäftigten hochzuhalten. Dies zeige, so die Wissenschaftler, dass die digitale Transformation auch eine soziale Dimension habe, die nicht vernachlässigt werden sollte.
red