Laut einer aktuellen Studie des ifo Instituts kehren deutsche Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nur zögerlich aus dem Homeoffice ins Büro zurück: Im April lag die Nutzung des Homeoffice immer noch bei 24 Prozent aller Beschäftigten, nur 0,7 Prozent weniger als im Februar. Ein Indiz dafür, dass sich das Büro künftig anstrengen muss, für Beschäftigte attraktiv zu bleiben. Anlässlich der NWX23* beschreibt Jasmin Najiyya (IBA Forum), wie Unternehmen ihre Arbeitsplätze mit besonderer Arbeitsatmosphäre und Lernwelten wieder attraktiv machen können. Und vom Arbeitgeber zum Gastgeber werden.
"Im Rennen um die attraktivsten Arbeitsorte ist in letzter Zeit viel Bewegung gekommen und durch Hybrid und Flex Work ist das Büro nicht mehr für alle der Arbeitsplatz ihrer Wahl. Trotzdem bleibt das Büro für Beschäftigte wie für Unternehmen ein zentraler, funktionaler Ort. So gilt es, das Büro neu zu interpretieren. Gelingen kann das mit neuen Raumkonzepten und innovativen Ansätzen. Zum Beispiel damit, das Büro als offene Lernwelt zu gestalten. Aber auch damit, in die Rolle des Gastgebers zu schlüpfen, Stichwort: Corporate Hospitality.
Was heißt Hospitality konkret?
Hospitality bezeichnet „Gastfreundschaft“, aber auch die „Gastlichkeit“, also die Art oder das Verhalten, das dazu führt, dass Menschen sich wohlfühlen. Bei Corporate Hospitality in Bezug auf das Verhältnis von Arbeitgebern und Beschäftigten geht es vor allem darum, als Gastgeber einen Rahmen zu schaffen, damit sich jeder behaglich und wohlfühlt – und produktiv sein kann. Wertschätzend seinen Mitarbeitern entgegenzutreten, ist dabei nicht nur ein wichtiges Thema für die jüngere Generation. Eine Haltung der Gastfreundschaft und Gastlichkeit trägt quer durch alle Altersgruppen dazu bei, Mitarbeiter zu binden und im Unternehmen zu halten.
Role Models für Corporate Hospitality
Wer Role Models für mehr Gastlichkeit im Büro sucht, sollte zuerst einen Blick auf die Hotellerie und Gastronomie werfen. Denn eine hohe Aufenthaltsqualität zu bieten, ist eines der wichtigsten Merkmale für gute Gastgeber, so Dr. Caroline von Kretschmann, geschäftsführende Gesellschafterin des Europäischen Hofs Heidelberg. Dabei die Einzigartigkeit jedes Individuums zu erkennen und jeden Menschen mit seinen ganz eigenen Bedürfnissen zu sehen, ist eine stete Anforderung, der es sich auch im Büro zu stellen gilt. Heißt konkret, dass künftig auch die Raumgestaltung neue Wege gehen muss. Weg vom klassischen Büro-Design hin zu mehr Nutzerzentrierung, Bedürfnisorientierung und Erlebnischarakter. Und natürlich spielen auch Materialwahl, Farb- und Möblierungskonzepte eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, das Büro zu einem Ort der Begegnung und des Lernens zu machen.
Schlüssel zum Erfolg: die Raumgestaltung
Die Raumgestaltung ist für beide Ansätze – Corporate Hospitality und das Büro als Lernort –von großer Bedeutung. Denn Räume, die Mitarbeiter persönlich wahrnehmen und wertschätzen und die vermitteln, dass man ihre Bedürfnisse ernst nimmt, sind ein guter Boden für eine partnerschaftliche Beziehung und können zu Identifikation und Bindung beitragen. Arbeitsplätze zu gestalten, in denen sich Menschen als selbstwirksam und innerlich motiviert erleben, sind für den Raumpsychologen und Designer Uwe Linke daher der Schlüssel zum Erfolg. Und Clara Ott, Architektin und Projektmanagerin bei der weltweit größten Architekturplattform ArchDaily, empfiehlt konkret vier Ansätze für die Neugestaltung von Büros: das Design eines interaktiven Arbeitsumfelds und die Gestaltung von Arbeitsplätzen als Orte kollaborativen Arbeitens und Lernens. Ein Raumdesign, dessen Qualität Nutzer bei ihren Arbeitsabsichten unterstützt. Die Nutzung von Technologie für die Verbesserung von Arbeitsbedingungen, Stichwort: intelligente und gesunde Arbeitsplätze. Und, last but not least, die Integration biophiler Konzepte in die Arbeitsumgebung.
Den Mehrwert des Büros für alle sicht- und greifbar machen
Was uns motiviert und antreibt, ist nicht nur Freude und Sinn bei der Arbeit, sondern auch die Gemeinschaft. Wenn Beschäftigte also den Weg ins Büro in Kauf nehmen sollen, müssen dort möglichst viele ihrer Bedürfnisse Berücksichtigung finden, z. B. die Unternehmenskultur erleben, Kollegen treffen, kollaborativ arbeiten und gemeinsam lernen. Die Lösung können sensorische Erfahrungswelten und neuartige Lernräume sein, die sie bei ihren Aufgaben unterstützen und die Aufenthaltsqualität im Büro erhöhen. Mit einer entsprechenden Kultur der Corporate Hospitality und des Lernens als Basis und räumlichen Settings, die zu unterschiedlichen Interaktionsformen einladen, kann sich das Büro künftig durchaus in nutzerzentrierte Wirkungsräume verwandeln. Seien wir gespannt auf das, was kommt …
Jasmin Najiyya
*Der Industrieverband Büro und Arbeitswelt e. V. (IBA), und mit ihm das IBA Forum, ist auf der diesjährigen New Work Experience mit einem eigenem Programmschwerpunkt präsent. Im Zentrum des IBA-Programms bei der NWX23 steht das Lernen. Los geht es am Nachmittag des 14. Juni in der Sound Bar mit unseren Experten Birgit Gebhardt, Felix Dibelka, Peter Ippolito und den Gewinnern des diesjährigen Best Workplace Awards.