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WORK FORWARD: Lasst uns die Zukunft der Arbeit gemeinsam gestalten

Petra von Strombeck, CEO der NEW WORK SE, zur NWX23

12. Juni 2023

Wie nutzen wir künstliche Intelligenz? Wie lösen wir den Fachkräftemangel? Und wie profitieren wir von der Vielfalt der Generationen, statt sie gegeneinander auszuspielen? Die NWX23, das Festival für Arbeit und Zukunft, bietet viele Impulse für die drängendsten Fragen der Arbeitswelt. Gastgeberin Petra von Strombeck, CEO der NEW WORK SE, wirft einen Blick auf die zentralen Themen unseres Festivals zur Zukunft von Arbeit und Gesellschaft. 

"Auf der diesjährigen NEW WORK Experience (NWX23) treffen sich unter dem Motto „WORK FORWARD“ wieder viele spannende, inspirierende und visionäre Menschen, um über die Zukunft der Arbeit zu diskutieren. Über 100 Speaker sind dabei, und sie alle sprechen über unterschiedliche Aspekte, Konzepte, Wahrnehmungen und Lösungsvorschläge. Und trotzdem ist es schwierig, die gesamte Komplexität des Themas an einem Tag abzubilden. Denn wir leben in einer Welt, in der vieles in Bewegung ist, in der wir uns auf Bewährtes und manchmal auch Gelerntes nicht mehr blind verlassen können. Wir hinterfragen nicht nur die Weltanschauungen von anderen, sondern auch unsere eigenen. Und oft genug entstehen dadurch Gräben: jung gegen alt, White Collar gegen Blue Collar, progressiv gegen traditionsbewusst. Und auch wenn es gut ist, dass wir manche Themen und Thesen offen und kontrovers diskutieren, können wir die Zukunft der Arbeit nur erfolgreich gestalten, wenn wir es gemeinsam tun. Ich freue mich riesig auf die Beiträge, Impulse und Diskussionen der NWX23. 

Für mich persönlich stehen im Moment dabei vor allem drei große Themen im Raum, die uns alle beschäftigen: die Generationenfrage, der Fachkräftemangel und die Rolle von Künstlicher Intelligenz.  

Generationenkonflikt? Wir müssen miteinander sprechen, nicht übereinander 

„Ich habe überhaupt keine Hoffnung mehr in die Zukunft unseres Landes, wenn einmal unsere Jugend die Männer von morgen stellt. Unsere Jugend ist unerträglich, unverantwortlich und entsetzlich anzusehen.“ Dieses Zitat stammt von Aristoteles. Und es zeigt: Generationenkonflikte sind so alt wie die Menschheit selbst. Wir diskutieren im Moment viel über die Arbeitsmoral der GenZ und über Babyboomer, die angeblich mit ihrem überholten Karrieredenken nicht mehr in die Arbeitswelt von heute passen. Die GenZ ist je nach Standpunkt dynamisch oder illoyal, die Gruppe 50+ wahlweise unflexibel oder das starke Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Und wie immer haben alle und niemand Recht. Denn entgegen ihrem Ruf gibt es auch in den jüngeren Generationen Menschen, die Lust auf Leistung und Verantwortung haben. Im Gegenzug legen Ältere bei der Wahl eines potenziellen neuen Arbeitgebers mehr Wert auf nachhaltiges Handeln als die auf der Suche nach Purpose befindliche GenZ – das hat eine vor kurzem von uns durchgeführte Studie gezeigt.  

Umstände verändern sich im Laufe des Lebens, Ansichten auch, das ist der Lauf der Dinge. Versuche, den Fortschritt aufzuhalten, resultieren oft genug in einem Rückschritt. Hätte man mich mit Mitte 20 gefragt, wie ich mir mein Arbeitsleben vorstelle, hätte ich auch andere Prioritäten gesetzt als jetzt. Deshalb wünsche ich mir, dass wir Brücken bauen, statt Gräben zu ziehen, dass wir miteinander sprechen statt übereinander. Ich weiß, wie sehr es mich begeistert, in einem Unternehmen zu arbeiten, in dem das Alter der meisten deutlich unter meinem liegt, denn ein generationsübergreifender Austausch führt oft zu neuen Perspektiven. Umgekehrt sind ältere Teammitglieder mit ihrer Erfahrung und Gelassenheit ein echter Gewinn für jede Unternehmenskultur.  

Der deutsche Arbeitsmarkt auf dem Weg zum Flickenteppich 

Aber genau diese Jahrgänge, die schon viel gesehen und viel erlebt haben, gehen dem Arbeitsmarkt jetzt schrittweise verloren – und hinterlassen eine Lücke an Arbeits- und Fachkräften, die uns noch lange schmerzen wird. Wir wissen, dass auf dem Arbeitsmarkt in den nächsten Jahren rund 1.000 Beschäftigte pro Werktag wegfallen werden. Ich habe mich in meinem Beitrag zu den stillen Reserven bereits ausführlich mit dem Thema beschäftigt. Die Fakten sind hinreichend bekannt und ausführlich diskutiert, Potenziale sind identifiziert und kluge Lösungsvorschläge liegen auf dem Tisch. Das Problem ist die Umsetzung.  

Wir sehen zu, wie der Pool verfügbarer Arbeitskräfte langsam austrocknet und hoffen darauf, dass Tropfen auf den heißen Stein schon irgendwie ausreichen werden. Natürlich liegt der Fachkräftemangel nicht nur an den in den Ruhestand gehenden Babyboomern. Aber er verschärft ihn. Besonders betroffen sind Berufe aus dem Handwerk, der Metall- und Elektroindustrie sowie dem MINT-Bereich, darüber hinaus Gesundheitsberufe wie die Altenpflege. Die Tatsache, dass immer mehr Schulabgänger studieren und keine Ausbildung mehr machen wollen, trägt zusätzlich zum Engpass bei. Aber auch hier gibt es nicht nur schlechte Nachrichten. Denn Medizin, BWL, Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik sind aktuell die beliebtesten Studienfächer. Bei den Ausbildungsberufen steigt die Zahl der Fachinformatiker, und auch Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik finden sich unter den Top 10.  

Die Aufgabe ist es, Ausbildungsberufe oder Bereiche, in denen es an Fach- und Arbeitskräften mangelt, wieder attraktiver zu machen. In manchen Fällen, wie in der Pflege, ist eine gerechte Bezahlung ein simpler und wirkungsvoller Hebel. In anderen Bereichen geht es eher darum, etablierte New-Work-Prinzipien, die in vielen Branchen inzwischen Alltag sind, auch für den Blue-Collar-Bereich zu adaptieren.  

KI: Künstlicher Freund oder natürlicher Feind? 

Wenn man manchen Kommentatoren und Analysten Glauben schenken darf, droht wieder einmal die Apokalypse. „Die Einführung von Autos wird massive Arbeitslosigkeit verursachen” stand 1903 in einem Artikel der New York Times. Heutzutage ist die Automobilbranche eine der umsatzstärksten in Deutschland und einer der Treiber der weltweiten Wirtschaft. Ähnlich besorgte Stimmen gab es an der Schwelle zur Industrialisierung. Künstliche Intelligenz ist ein Quantensprung – aber sorgt sie wirklich dafür, dass sich die Menschheit selbst abschafft? 

Interessanterweise ist die Sorge um Arbeitsplatzverluste durch Künstliche Intelligenz richtig hochgekocht, seitdem es ChatGPT gibt. Denn jetzt scheint es auch den Wissensarbeitern an den weißen Kragen zu gehen. Dabei sind Robotik und die sogenannte mannlose Fertigung, die ebenfalls auf Künstlicher Intelligenz basieren, in der Industrie schon lange ein Thema – und trotzdem wurden nicht massenweise Arbeitsplätze gestrichen.  

Wenn Mensch und Maschine sich gegenseitig sinnvoll ergänzen, können daraus erhebliche Produktivitätsgewinne resultieren, am Band und am Schreibtisch. Gerade in Zeiten, in denen viele Unternehmen verzweifelt auf der Suche nach Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind, kann der Einsatz von KI entlasten, indem sie standardisierte Abläufe selbständig übernimmt.  

Natürlich besteht das durchaus hohe Risiko, dass Künstliche Intelligenz in den falschen Händen die Macht hat, unsere Realität überzeugend zu verzerren und ideologische Gräben zu vertiefen. Als Privatmensch mache ich mir darüber durchaus Gedanken. Als Unternehmenschefin sehe ich den Einsatz von KI als Herausforderung, aber auch als große Chance. Ich glaube, dass wir KI als Werkzeug betrachten müssen, das wir aktiv mitgestalten müssen, statt es einfach nur aus der Ferne zu beobachten. Als Gesellschaft, aber auch als Unternehmen müssen wir definieren, wie weit wir Künstliche Intelligenz nutzen wollen und wo für uns der kritische Bereich anfängt.  

Ich freue mich auf die NWX23, um mit unseren Gästen, Expertinnen und Branchenvertretern genau diese Punkte zu diskutieren und von ihnen zu lernen. Welche Themen der Arbeitswelt sind Deiner Meinung nach gerade die wichtigsten – und welche kommen zu kurz?" 

Petra von Strombeck

P.S. Dieser Beitrag wurde zuerst auf XING Insider veröffentlicht, wir haben ihn mit freundlicher Genehmigung unser Kolleginnen und Kollegen übernommen. 

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