"Die Technik zu steuern, wird eine unser zentralen Kompetenzen"

Nwx Magazin: Sabine, Du warst maßgeblich am XING Future Work Report 2025 beteiligt. Was sind die zentralen Erkenntnisse des Berichts?

Sabine Rogg: Der Bericht identifiziert 13 Trends, die wir in vier Kategorien unterteilt haben: *Was, mit wem, wo und wie wir arbeiten werden.* Besonders spannend ist der sogenannte Automatisierungsshift. Während repetitive Tätigkeiten zunehmend durch KI und Robotik ersetzt werden, entstehen neue Jobs an der Schnittstelle zwischen Technologie und Mensch. Pflegeberufe, die technologisch unterstützt werden, sind ein Beispiel dafür. Der Fokus liegt darauf, welche Fähigkeiten künftig gefragt sein werden – vor allem Kreativität, Kollaboration und zwischenmenschliche Kompetenzen.

Viele Menschen fürchten, dass KI auch qualifizierte Berufe bedroht. Wie bewertest Du diese Entwicklung?

Sabine Rogg: Es stimmt, dass KI viele Bereiche beeinflusst, auch solche, die als hochqualifiziert gelten. Dennoch sehe ich das als Chance, die spezifisch menschlichen Fähigkeiten neu zu entdecken. Kreativität, Authentizität und kritisches Denken werden immer wichtiger. Menschen können sich durch originäre Ideen und echte Innovation von KI-generierten Inhalten abheben. Gleichzeitig müssen wir lernen, Technik kritisch zu hinterfragen und zu steuern – das ist eine zentrale Kompetenz für die Zukunft.

Ein weiterer Trend im Report ist Neurodiversität. Warum spielt dieser Aspekt in der Arbeitswelt der Zukunft eine so große Rolle?

Sabine Rogg: Neurodiversität erweitert das klassische Verständnis von Diversität. Es geht darum, anzuerkennen, dass Menschen unterschiedlich denken und arbeiten – sei es durch Hochsensibilität, ADHS oder andere neurodiverse Ausprägungen. Unternehmen müssen Rahmenbedingungen schaffen, die diese Unterschiede berücksichtigen. Das bedeutet etwa flexible Arbeitsumgebungen oder individuell angepasste Aufgabenverteilungen. So wird Diversität nicht nur toleriert, sondern aktiv gefördert. Für Unternehmen eröffnen sich dadurch neue Perspektiven und innovative Ansätze. Unterschiedliche Denk- und Arbeitsweisen führen zu kreativeren Problemlösungen, zudem sind vielfältige Teams produktiver und erfolgreicher sind.

Wie seht Ihr die Zukunft von Büro, Homeoffice und flexiblen Arbeitsmodellen?

Sabine Rogg: Das Büro wird nicht verschwinden, aber es muss sich neu erfinden. Es wird zu einem Ort des Zusammenkommens und der Kollaboration – ein attraktiver Raum, den Mitarbeitende freiwillig aufsuchen wollen. Beispiele wie das Google-Headquarter in London oder innovative Ansätze von Working Places in Fitnessstudios zeigen, dass Büros zunehmend multifunktional gestaltet werden. Sie bieten nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Räume für Erholung und soziale Interaktion.

Welche Fähigkeiten sollten junge Menschen entwickeln, um in der Arbeitswelt der Zukunft erfolgreich zu sein?

Sabine Rogg: Neben fachlichen Kenntnissen sind vor allem soziale Kompetenzen entscheidend: Kommunikationsfähigkeit, Konfliktlösung und Kollaboration stehen im Vordergrund. Die Fähigkeit, zwischen Mensch und Maschine zu vermitteln, sowie in diversen Teams zu arbeiten, wird immer wichtiger. Junge Menschen sollten sich weniger auf starre Berufsbilder konzentrieren und stattdessen flexibel bleiben – sowohl in ihrer Ausbildung als auch in ihrer beruflichen Entwicklung.

Mehr darüber, wie Sabine Rogg und ihre Mitautorinnen des XING Future Work Reports die Trends der Arbeitswelt sehe, berichtet sie im Gespräch mit Marc-Sven Kopka im NWX Podcast „The Interview“.

Der gesamte XING Future Work Report steht hier zum kostenlosen Download zur Verfügung.

red