Endorsement

Einfach mal die Schule der Zukunft machen

NEW WORK Award-Gewinner Edu-sense

16. Juni 2021

Die Kategorie NEW WORK PIONEER des alljährlichen NEW WORK AWARD* zeichnet innovative Einzelpersonen aus, die mit ihrem Schaffen Signifikantes zur NEW WORK Debatte oder -Entwicklung beitragen. Individuen, die NEW WORK wirklich leben. Das gilt auch für Anika Buche, die sich mit ihrem Lernkonzept "Edu-sense" dafür einsetzt, "einfach mal zu machen" und so das Lernen von morgen mitgestaltet. Mit diesem Konzept wurde die Initiatorin und Gründerin der Edu-sense gGmbH eine von drei Preisträger·innen des NEW WORK AWARD 2020. Wir haben mit ihr über die Idee gesprochen.

Kannst Du bitte Euer Projekt hier einmal kurz vorstellen?

Anika Buche: Edu-sense ist eine soziale Initiative, die Schulen bei der zeitgemäßen Entwicklung unterstützen will. Das umfasst so unterschiedliche Aspekte wie den Aufbau von internen Weiterbildungskonzepten, transparenter Kommunikation oder effizienten Zusammenarbeitsprozessen. Alle Aspekte stehen unter dem Einbezug der Digitalisierung. Viele solcher Herausforderungen wurden von Vorreiterschulen schon einmal gemeistert, wir sammeln nun diese Lösungsansätze und bereiten sie auf. Und zwar so, dass sie für die Schulen, die sie nutzen wollen, skalierbar, also für ihre eigenen Bedürfnisse anpassbar sind. 

Hat Dein Interesse für die digitale Entwicklung mit Deinen Unterrichtsfächern zu tun? 

Anika Buche: Na klar, ich unterrichte Mathe, Sport und Bio. Der Einbezug von digitalen Werkzeugen in das Lernen steht quasi an der Tagesordnung. Schon im Referendariat habe ich mich mit zeitgemäßem Lernen auseinandergesetzt und viel ausprobiert. Dabei habe ich gemerkt, dass es großartige Tools gibt, die neue Lernchancen eröffnen und eine ganz andere Art der Beziehung ermöglichen, die man dadurch zu den Kindern aufbauen kann. Diese Fülle an Möglichkeiten fand ich so spannend, dass ich mich da immer tiefer reingefuchst habe und schließlich nach Gleichgesinnten suchte, um mich auszutauschen, um aktiv und innovativ zu sein.

Wie viele Leute sind für die Initiative tätig? 

Anika Buche: Im Kernteam sind wir zur Zeit etwa 30 Leute, aber die Partner mit eingerechnet arbeiten zwischen 40 und 60 Menschen aus allen möglichen Brachen und Themengebieten an der Initiative mit. Da gibt es Fachleute, wie die Nexum und AK 86, die die Website aufbauen und gestalten, Advyce, die sich um strategische Aspekte kümmern, Fachleute, die uns beim Thema Datenschutz beraten, das Presseteam kümmert sich um die Öffentlichkeitsarbeit, andere sind für die Kommunikation auf den Social-Media-Kanälen verantwortlich, auch für politische Kontakte haben wir extra Ansprechpartner. So könnte ich noch eine Weile weiter aufzählen. Das Praxis-Team, in dem ich mitarbeite, setzt sich ausschließlich aus Lehrerinnen und Lehrern zusammen und arbeitet an den Playbookinhalten. 

Warum ist Euer Projekt so wichtig, worin liegt der Mehrwert für die Arbeitswelt bzw. für die Lernwelt?

Anika Buche: Unser Projekt fasst im Endeffekt alles das zusammen, was zeitgemäße Schulentwicklung ausmacht. Wir sammeln die Erfahrungen und Lösungsideen von Lehrerinnen und Lehrern aus unterschiedlichen Schulen und Bundesländern und bereiten die Informationen als Key Facts auf. Wenn sich beispielsweise eine Schule um eine Lernplattform bemüht, dann sollte sie wissen, welche Kriterien diese Lernplattform überhaupt erfüllen muss. Also geben wir eine Checkliste vor, anhand derer sie überprüfen kann, welche Erfordernisse für ihre Zwecke wichtig sind. Hier ist ein Erfahrungspool entstanden, der anderen die Entscheidungen erleichtern und Prozesse vereinfachen kann. So helfen wir Schulen, sich zielgerichtet und vor allem unter einer hohen Handlungssicherheit zu entwickeln. Ergänzt wird die Website durch einzelne Erfahrungsberichte, in denen bestimmte Entwicklungen aus der Sicht einer einzelnen Schule beschrieben werden.

Lässt sich der Erfolg des Projekts messen? 

Anika Buche: Aktuell ist es noch zu früh dafür, aber das wird sich mit unserer überarbeiteten Website (www.edu-sense.de) ändern. Hier beziehen wir viel Feedback mit ein und die Schulen können direkt online eintragen, wie sie dank der Key Facts bestimmte Dinge umsetzen konnten. In unserer Community gibt es bald noch die Möglichkeit für Lehrerinnen und Lehrer, sich zu spezifischen Themen bundeslandübergreifend auszutauschen und Hilfestellung von Experten zu bekommen. Anhand solcher Kommunikation und sichtbarer Fortschritte können wir dann künftig auch Erfolge messen.

Welche Hürden gab es beim Aufsetzen Deiner Idee?

Anika Buche: Angefangen habe ich im Frühjahr 2018 mit einem eigenen Blog, so wie viele andere Lehrerinnen und Lehrer auch. Im Schreiben bin ich nicht besonders gut, aber trotzdem wollte ich meine Erfahrungen und Ideen nicht für mich behalten, wenn sie anderen helfen können. Im Laufe der Zeit haben sich immer mehr Menschen in das Projekt integriert und irgendwann kamen wir darauf, das richtig professionell und groß aufzuziehen. Was uns so besonders macht, ist, dass sich Wirtschaft, Politik und Lehrerschaft für eine Sache engagieren und alle gemeinsam für dieses Ziel arbeiten. Daraus ergibt sich dann auch die einzige Hürde für das Projekt. Die Finanzierung der gemeinnützigen GmbH läuft ausschließlich über Spenden, das heißt, wir arbeiten alle pro bono. Jeder von uns hat einen Job, den er zu hundert Prozent ausfüllt. Deshalb läuft die eigentliche Entwicklung der Aufbaustufen etwas langsamer als wenn wir hauptberuflich aufgestellt wären.

Was bedeutet NEW WORK für Dich?

Anika Buche: NEW WORK bedeutet für mich, über den Tellerrand hinauszudenken, mutig zu sein, innovativ zu sein. Es bedeutet aber auch, eine große Frustrationstoleranz zu besitzen, falls mal etwas nicht klappt – und gleichzeitig der Gesellschaft zu zeigen: Es geht aber doch! Irgendwie bekommt man alles hin, wenn man sich bemüht. Das ist genau das, was wir mit unserem Hashtag #einfachmalmachen vermitteln wollen. Loslegen und dann gucken, was dabei herauskommt. Es muss nicht immer alles perfekt sein.

Wie bist Du auf den NEW WORK Award aufmerksam geworden und was bedeutet die Auszeichnung für Euch?

Anika Buche: Ehrlich gesagt wurde ich von XING im eigenen Haus vorgeschlagen bzw. sogar angemeldet, nachdem ich für den NEW WORK Podcast interviewt wurde, weil die Moderatorin von unserem Projekt so begeistert war. Wir sind natürlich super stolz, dass wir die Auszeichnung dann auch wirklich gewonnen haben. Das setzt eine unglaubliche Motivation frei, unser Projekt voranzutreiben, weiterhin Energie hinein zu stecken, weil die Gesellschaft das ja offensichtlich honoriert und es als wichtigen Kernaspekt betrachtet. Das ist ein schönes Gefühl.

Wie geht es jetzt nach dem NWA weiter – was sind Eure nächsten Schritte?

Anika Buche: Hauptaufgabe ist der weitere Aufbau des Playbook, daran arbeiten wir quasi täglich. Das Playbook ist im Endeffekt eine Sammlung aller Herausforderungen, die Schule lösen muss. Unterteilt ist das bei uns in Bausteine, wie Ausstattung, Lernen, Weiterbildung etc., die dann noch weiter aufgeschlüsselt werden. Zum Beispiel beim Thema Weiterbildung: Wie schaffe ich es an meiner Schule, ein internes Fortbildungskonzept mit Kolleginnen und Kollegen aufzubauen, so dass ich mich nicht auf Externe verlassen muss? Und was sind die Vorteile davon? Solche Fragestellungen werden im Playbook beantwortet und geben dann den Schulen eine gute Orientierung. Daran arbeiten wir gerade auf Hochtouren. Das Playbook lebt und wird von Woche zu Woche hinsichtlich der Inhalte wachsen.

Was sind Deine 3 Top-Tipps für alle, die die Arbeitswelt von morgen mitgestalten möchten?

Tipp 1: Mutig sein und Neues ausprobieren.

Tipp 2: Sich in multifunktionalen Teams zusammenschließen. Wenn du etwas Neues gestalten willst, such Dir Mitstreiter mit unterschiedlichen Interessen und Kompetenzen, denn diese Vielseitigkeit bietet tolle Perspektiven.

Tipp 3: Niemals auf jemanden hören, der sagt: Das geht nicht. Wenn Du von der Richtigkeit Deiner Sache überzeugt bist, dann vertrau auf Dein Bauchgefühl. Wer eine positive Grundeinstellung hat, der findet auch eine Lösung.

*Der NEW WORK AWARD geht in die nächste Runde - ab sofort sind Bewerbungen in den Kategorien NEW WORKER:IN, NEW WORK TEAMS und ZUKUNFTSWÜRFE möglich. Zusätzlich wird zum ersten Mal der NEW WORK PUBLIKUMSAWARD vergeben, in Kooperation mit der Plattform story.one auf der ganz persönliche NEW WORK-Geschichten veröffentlicht werden können. Alle Infos zum AWARD, den einzelnen Kategorien und den Bewerbungsmodalitäten gibt es auf dieser Spezialseite. 

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