Immer weniger Deutsche streben Chefposten an - besonders Frauen und ältere Arbeitnehmer scheuen die hohe Arbeitsbelastung, mangelnde Work-Life-Balance und fehlende Anerkennung.
Eine aktuelle Umfrage der Initiative Chefsache zeigt, dass das Interesse an Chef- und anderen Führungsposten in deutschen Unternehmen abnimmt. Der Anteil derjenigen, die eine Führungskarriere anstreben, sank im Vergleich zum Vorjahr um 2,6 Prozent und liegt nun bei 26,5 Prozent. Besonders bei Frauen ist der Rückgang auffällig: Vor fünf Jahren zeigten noch 33,7 Prozent von ihnen Interesse an einer leitenden Position, aktuell sind es nur noch 19,9 Prozent. Auch bei den 50- bis 64-jährigen Beschäftigten ist ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen, nur 14,9 Prozent von ihnen haben Ambitionen auf eine Führungsrolle.
Diese Entwicklung hat verschiedene Ursachen: Viele Beschäftigte sehen Führungsrollen als mit hoher Arbeitsbelastung und Stress verbunden, die durch Anreize nicht ausreichend ausgeglichen werden. Zudem führt die zunehmende Flexibilisierung der Arbeitswelt dazu, dass viele Arbeitnehmer ihre Work-Life-Balance nicht gefährden möchten. Die Umfrage ergab auch, dass 35 Prozent der Befragten zwar die Möglichkeit sehen, eine Führungsposition zu erreichen, aber bewusst darauf verzichten, um ihre Lebensqualität zu erhalten.
Strukturelle Probleme in Unternehmen spielen ebenfalls eine Rolle. Dazu gehören mangelnde Unterstützung und Weiterbildungsmöglichkeiten für Führungskräfte sowie eine unzureichende Anerkennung ihrer Arbeit. Unternehmen sollten daher attraktivere Bedingungen schaffen, um die Karrierewünsche ihrer Mitarbeitenden wieder zu steigern, so die Studienautoren. Dies könne durch flexiblere Arbeitsmodelle, gezielte Förderung und eine stärkere Wertschätzung der Führungsarbeit erreicht werden.
red