Sie möchten gestalten, aber nicht unbedingt immer im Team. Sie sind selbstbewusst und überraschend oft unzufrieden mit ihrem Unternehmen. Eine aktuelle Umfrage geht der Frage nach, was deutsche Führungskräfte antreibt - und verschafft dabei Einblicke in die Motivation und Herausforderungen von Managerinnen und Managern.
Für das "Manager Barometer 2023-2024" des renommierten Beratungsunternehmens Odgers Berndtson wurden dabei 1.324 Führungskräfte befragt, hauptsächlich aus mittelständischen Unternehmen. Die Studie zeigt, dass die meisten Befragten ein starkes Interesse an leitenden Positionen haben. 74 Prozent gaben an, dass sie vor allem der Wunsch nach Einflussnahme und Gestaltung in einem Unternehmen antreibt. Auch die Möglichkeit, Macht auszuüben und eigene Entscheidungen zu treffen, wurde häufig genannt. Dabei mangelt es ihnen nicht an Selbstbewusstsein: 73 Prozent der Befragten sind von ihren Führungsfähigkeiten überzeugt.
Interessanterweise betrachten fast die Hälfte der Führungskräfte (47 Prozent) vor allem ihren Titel und Status als bedeutend, während 29 Prozent ein höheres Gehalt als wichtigen Motivator sehen. Besorgniserregend für Arbeitgeber ist jedoch, dass über die Hälfte (55 Prozent) der befragten Manager trotz Zufriedenheit mit ihrer aktuellen Position einen Jobwechsel erwägt. Die Hauptgründe dafür sind mangelnde Perspektiven und Zweifel an der Innovationsfähigkeit ihres Arbeitgebers.
Die Studie zeigt zudem, dass Innovationen für viele Führungskräfte von großer Bedeutung sind. Sie engagieren sich stark in diesem Bereich und würden gerne mehr Ressourcen dafür aufwenden. Allerdings stoßen sie auf starre Strukturen, mangelnde Budgets und andere Hindernisse. Dr. Marco Neumueller, Partner bei Odgers Berndtson, betont: "Die Bedeutung von Innovationen ist jedem bewusst, doch im Unternehmensalltag wird sie selten priorisiert. Wenn Neuerungen umgesetzt werden, fokussieren sich diese auf die Einführung digitaler Lösungen und Prozesse. Dabei sind Innovationen der eigenen Produkte entscheidend, um im globalen Wettbewerb zu bestehen."
Die Studie hebt auch die Herausforderungen beim Führen in Krisenzeiten hervor. Als besonders wichtig wird von den meisten befragten Managerinnen und Managern der Umgang mit Unsicherheit erachtet. Dabei liegt ihr Fokus im Krisen-Handling in der Förderung von Kreativität und kritischem Denken in ihren Teams. Überraschend wird auch die immense Bedeutung von Foresight-Methoden zur Erkundung zukünftiger Szenarien betont - obwohl diese Techniken im Unternehmensalltag bisher wenig verbreitet sind, so das Ergebnis der Umfrage.
Häufig genannt als Mittel der Mitarbeiterführung wurde das Performance-Leadership-Modell, ein fortschrittlicher Ansatz des sogenannten "New Leadership". Es zielt darauf ab, die Leistung und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden zu steigern. Das Modell geht davon aus, dass effektive Führung mehr ist als das Erreichen von Zielen. Stattdessen liegt der Fokus darauf, eine motivierende Kultur zu schaffen, in der Mitarbeiter ihr Bestes geben und dabei Unterstützung und Anerkennung erhalten.
red / TH