Eine Recruiting-Kampagne zur besten Sendezeit, das ist die Antwort der Sparkassen-Gruppe auf den Nachwuchs- und Fachkräftemangel, der auch in der Bankenbranche herrscht. Mit aufwendigen, ungewöhnlichen TV-Spots und Social Media-Aktionen unter dem Motto „Wir machen den Job wahr, den du dir vorstellst“ setzt die Traditionsmarke gezielt auf die Ansprüche junger Talente und erfahrener Fachkräfte. Doch wie erfolgreich ist diese Strategie? Und was bedeutet das für die Personalpolitik der Sparkassen? Im Interview erklärt Silke Lehm, stellvertretende Leiterin des Newsrooms des Sparkassenverbands, warum es für Finanzinstitute längst nicht mehr ausreicht, nur Sicherheit und Stabilität zu bieten.
NWX Magazin: Frau Lehm, für eine große und etablierte Unternehmensmarke wie die Sparkassen-Gruppe ist eine solche Kampagne neu und sehr bemerkenswert. Warum haben Sie sich zu diesem Schritt entschlossen?
Silke Lehm: Mit der Kampagne „Wir machen den Job wahr, den du dir vorstellst“ stärken Sparkassen ihre Position als moderne und attraktive Arbeitgeberinnen. Die Arbeitswelt hat sich stark verändert. Junge Talente, insbesondere die Generation Z, erwarten von ihrem Arbeitgeber mehr als nur Sicherheit und eine gute Bezahlung. Auch bei Fachkräften haben sich die Ansprüche gewandelt: Sie suchen eine Unternehmenskultur, die zu ihnen passt und ihre Werte vertritt. Mit der Kampagne rücken wir in den Fokus, dass wir uns auf die Bedürfnisse potenzieller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen.
Sind die Zeiten, in denen Banken zu den Branchen zählten, die sich überhaupt keine Sorgen um Nachwuchs machen mussten, also vorbei? Welche Auswirkungen hat das auf die Personalstrategie allgemein?
Lehm: Der Wettbewerb um Talente ist auch für die Sparkassen spürbar. Der Finanzsektor genießt zwar weiterhin einen guten Ruf, doch junge Menschen suchen heute Arbeitsplätze, die Flexibilität, Sinnhaftigkeit und Entwicklungsmöglichkeiten bieten. Die Sparkassen reagieren darauf mit einem breit gefächerten Angebot an Arbeitszeitmodellen, Homeoffice-Optionen und Weiterbildungsmöglichkeiten. Einige Sparkassen werben mit innovativen Konzepten wie dem ‚digitalen Bankkaufmann‘. Das Konzept kommt gut an. Die Ausbildung ist digital-lastiger, der Abschluss aber natürlich der gleiche wie bei der klassischen Ausbildung.
Wie fällt nun Ihre Zwischenbilanz der Kampagne aus?
Lehm: Die Kampagne ist ein voller Erfolg. Sie läuft als Omnichannel-Initiative und erreicht ihre Zielgruppen über TV, Kino, Social Media und digitale Kanäle. Bereits nach wenigen Wochen erzielt sie gute Erinnerungswerte, auch im Vergleich zu anderen Kampagnen. Die qualitativen Bewertungskriterien wie Branding und Gefallen sind gut. Das Kampagnenmotto „Wir machen den Job wahr, den Du Dir vorstellst“ erreicht bereits eine hohe Zuordnung zur Sparkasse. Wichtig ist, dass diese Kampagne mit weiteren Aktivitäten zusammengehört.
Neben der bundesweiten Arbeitgeber-Markenkampagne haben wir zusätzlich eine ebenso auf Überraschung und Performance ausgerichtete Recruitingkampagne gestartet. In den ersten beiden Kampagnenmonaten haben sich Besucher, Aufruf der Stellenangebote sowie Bewerbungen auf dem S-Jobpotal mehr als verdoppelt, wenn man es mit den beiden Vormonaten ohne Kampagne vergleicht.
Zusätzlich zur Arbeitgeber-Markenkampagne und Recruiting Kampagne haben wir eine interne Mitarbeiter-Kampagne gestartet. Sie richtet sich an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und bestätigt sie mit dem Slogan: „Mit dir machen wir das Beste wahr. Gemeinsam gestalten wir die Sparkasse der Zukunft.“ So haben wir es geschafft, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Multiplikatoren unserer Kampagne zu machen.
Haben Sie auch neue Zielgruppen für Ihr Recruiting gewinnen können? Können Sie das am Eingang der Bewerbungen ablesen?
Lehm: Ja, definitiv. Neben erfahren Fachkräften sprechen wir durch die Kampagne verstärkt technikaffine Nachwuchskräfte ans. Bei den Bewerbungen um Ausbildungsplätze zeigt sich zum jüngsten Ausbildungsstart ein Plus von 27 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das ist das Ergebnis vielfältiger Bemühungen der Sparkassen in allen Regionen Deutschlands. Die Kampagne „Wir machen den Job wahr, den du dir vorstellst“ flankiert diese Bemühungen.
Auf welche Maßnahmen setzen Sie zusätzlich, um Talente zu gewinnen und langfristig an das Unternehmen zu binden?
Lehm: Die Sparkassen haben bundesweit viel unternommen, um neue Mitarbeitende für sich zu begeistern und dabei ganz individuelle Lösungen gefunden. Dazu gehören vereinfachte Bewerbungsverfahren, Initiativen wie „Azubis werben Azubis“ aber auch die zielgruppengerechte Ansprache über Social Media. Gleichzeitig haben die Sparkassen intensiv in die persönliche Betreuung und moderne Arbeitsbedingungen investiert. Ein Beispiel: Die Haspa bietet Wohnheime für Auszubildende an. Die Kombination aus regionaler Verankerung, Innovation und individueller Förderung macht die Sparkassen als Arbeitgeberinnen besonders attraktiv und stärkt die Bindung der Mitarbeitenden.
Darüber hinaus haben wir unser Arbeitgeberversprechen überarbeitet und die Werte, die uns als Arbeitgeberin ausmachen, gestärkt und zum Teil ergänzt. Um diese in allen Sparkassen zu verankern, unternehmen wir aktuell große Anstrengungen. Zum Beispiel bilden wir Botschafter aus, die unterstützen sollen, diese Werte in der täglichen Arbeit erlebbar zu machen.
TH / red