Die Wechselbereitschaftstudie von XING ist eine der etabliertesten Langzeituntersuchungen über die Stimmung auf dem deutschen Arbeitsmarkt. In der aktuellen Ausgabe zeigt sich, dass trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten ein Großteil der Beschäftigten hierzulande über einen Jobwechsel nachdenkt. Besonders die jüngeren Generationen sind für neue Angebote offen – mit klaren Erwartungen an potentielle Arbeitgeber.
Die Langzeitstudie von XING*, durchgeführt von forsa, beleuchtet die Wechselbereitschaft der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bereits seit 2012. Die soeben veröffentlichte aktuelle Ausgabe belegt, dass über ein Drittel der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Jobwechsel planen oder offen dafür sind - ein trotz gegenüber den Vorjahren leichtem Rückgang erstaunlich hoher Wert. Besonders angesichts der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Krisenstimmung.
Die Studie zeigt, dass Jobsicherheit (69 %) und ein höheres Gehalt (65 %) für viele Beschäftigte zentrale Anliegen sind. Dennoch bleibt die Sorge vor Arbeitsplatzverlust gering: 91 Prozent der Befragten machen sich wenig oder keine Sorgen, auch wenn diese Zuversicht im Vergleich zum Vorjahr (94 %) leicht gesunken ist. „Trotz eines kriselnden Arbeitsmarktes bleiben Beschäftigte in Deutschland grundsätzlich optimistisch, was ihre eigene Situation angeht“, sagt Thomas Kindler, Managing Director von XING. „Zum ersten Mal seit Ende der Pandemie ist diese Zuversicht allerdings etwas eingebrochen: Die Sorge um einen möglichen Arbeitsplatzverlust nimmt zu. Das Bedürfnis nach Jobsicherheit und höherem Gehalt prägen die Wechselbereitschaft.“
Besonders die sogenannte GenZ (48 %) und Millennials (44 %) zeigen überdurchschnittliche Wechselbereitschaft. Bei den Jüngeren plant sogar jeder Zehnte bereits konkret einen Jobwechsel.
Zu den häufigsten Gründen für einen möglichen Jobwechsel zählen:
Frauen und Männer setzen dabei unterschiedliche Prioritäten: Frauen nennen häufiger Stress und Probleme mit der Führungskraft als Gründe, während Männer eher fehlende Aufstiegschancen oder den Wunsch nach Abwechslung angeben.
Kollegialer Zusammenhalt (61 %), Jobsicherheit (60 %) und interessante Aufgaben (58 %) sind die wichtigsten Faktoren, die Beschäftigte langfristig bei ihrem Arbeitgeber halten. Rund die Hälfte der Befragten ist zudem mit ihrem aktuellen Gehalt zufrieden.
Wünsche an neue Arbeitgeber
Von einem neuen Arbeitgeber erwarten wechselwillige Beschäftigte vor allem:
Flexible Arbeitszeiten sind ebenfalls wichtig, insbesondere für Frauen (66 %). Gleichzeitig schrecken befristete Verträge (55 %), schlechte Führungskultur (45 %) und ungünstige Standorte (42 %) potenzielle Bewerber ab. Besonders attraktiv wirkt die Einführung einer 4-Tage-Woche bei gleicher Arbeitszeit, die 53 Prozent der Befragten bevorzugen. „In schwierigen Zeiten sehnen sich Menschen nach Stabilität. Dazu gehört neben dem Gefühl, keine Angst vor Arbeitsplatzverlust haben zu müssen, auch eine ausreichende finanzielle Entlohnung, gerade angesichts rapide steigender Lebenshaltungskosten“, erklärt Kindler. „Auch gute Führung bietet Sicherheit und steht deshalb auf der Wunschliste an einen neuen Arbeitgeber mit auf dem Treppchen.“
Trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt der Optimismus hoch: Zwei Drittel der Befragten glauben, innerhalb von sechs Monaten einen neuen Job zu finden. Zudem haben fast drei Viertel positive Erfahrungen mit ihrem letzten Jobwechsel gemacht. Auch langfristig planen viele Beschäftigte, bis zum Rentenalter oder darüber hinaus zu arbeiten – oft aus persönlicher Motivation wie geistiger Fitness oder sozialem Austausch.
„Die Beschäftigten in Deutschland zeigen ein hohes Maß an Resilienz gegenüber den aufeinander folgenden Krisen der letzten Jahre, auch wenn sie zu einem stärkeren Bedürfnis nach Sicherheit führen“, fasst Kindler zusammen. „Zu der positiven Einstellung tragen auch der Fachkräftemangel und ein solides Sozialsystem bei.“
In der aktuellen Folge des NWX Podcasts "The Briefing" erläutert XING Arbeitsmarktexperte Dr. Julian Stahl im Gespräch mit Alina Kölbl weitere Details und Hintergründe zur Studie. Hier geht es zur "Briefing"-Folge.
red / PM