Unsere Regeln für die Organisation von Lohnarbeit sind mit Corona massiv ins Wanken geraten. Wenn Menschen sich und ihr Tun selbst organisieren können ohne Büros aufzusuchen, wenn Industrien straucheln und Jobs abschmelzen stellt sich die Frage: Sind wir endlich bereit für NEW WORK – also ein flexibleres und persönlicheres Verständnis von Arbeit? Niemand dürfte eine bessere Antwort darauf haben als Frithjof Bergmann. Der österreichisch-amerikanische Philosoph entwickelte das „NEW WORK“-Konzept in den achtziger Jahren und setzte es erstmals in der damaligen Krise der US-Automobilhersteller ein. Später verbreitete sich seine Idee, der wir uns eng verbunden fühlen, rund um den Globus. Frithjof Bergmann versteht NEW WORK als notwendige Antwort, die Menschen auf die Frage finden müssen, was sie in ihrem zukünftigen Arbeitsleben machen wollen, wenn Lohnarbeit zunehmend ersetzt wird. Ob Regierungen und Gesellschaften darauf eine Antwort finden hängt dabei auch vom aktuellen Zustand ihrer Kultur und ihrem Bildungssystem ab.
Im NWXnow-Videocast sprechen Astrid Maier und Marc-Sven Kopka mit Frithjof Bergmann über NEW WORK gestern und heute, wie Generationen und wie Kulturen damit umgehen. Teil I des Gesprächs beleuchtet die herausfordernde Frage „Was will ich wirklich, wirklich tun?“. Es geht um den Fort- und den Rückschritt in dieser Frage und unsere Krisenerfahrung als Schlüssel für Veränderung.
Prof. Dr. Frithjof Bergmann, geboren in Sachsen und aufgewachsen in Österreich, ist Philosoph und Begründer der NEW WORK-Bewegung. Er studierte Philosophie an der Universität Princeton, promovierte mit einer Arbeit über Hegel und erhielt Lehraufträge an den namhaftesten Universitäten der USA. Seit 1958 ist er an der University of Michigan tätig, wurde dort Inhaber eines Lehrstuhls für Philosophie, später auch für Anthropologie. Ausgehend von seiner Untersuchung des Freiheitsbegriffes („Die Freiheit leben“; Arbor Verlag 2008) entwickelte er im Laufe seiner weltweiten praktischen Forschungstätigkeiten zum Thema Arbeit das Konzept von NEW WORK – der Neuen Arbeit.