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Frauen im Job: zu gestresst, zu bescheiden - und zu loyal?

Studien zur Situation von Arbeitnehmerinnen

7. März 2023

Die klassische Rollenverteilung zwischen Männern und Frauen ist im Arbeits- und Privatleben auch 2023 weiterhin Alltag: Während zwei Drittel der Frauen in Teilzeit arbeiten, um Beruf und Familie besser zu vereinbaren, sind Hobbys oder Nebenprojekte bei den Männern der wichtigste Grund für diesen Schritt. Nur 38 Prozent von ihnen reduzieren ihre Arbeitsbelastung wegen der Familie, für Hobbys dagegen nehmen sich 42 Prozent gerne ein bisschen mehr Zeit - bei den Frauen gönnen sich gerade einmal 22 Prozent mehr persönlichen Freiraum.

Zwei aktuelle Studien, die vom Meinungsforschungsinstitut Forsa für XING und die Recruiting-Marke onlyfy by XING durchgeführt wurden, zeigen, dass Frauen auch bei einem anderen Thema oft größere Resilienz beweisen: Während 31 Prozent der Männer aus gesundheitlichen Gründen wie Stressmanagement weniger arbeiten, ist das bei Frauen lediglich für ein Viertel der ausschlaggebende Grund. „Frauen stecken im Arbeits- und Privatleben weiterhin zurück. Als klassische Multitasker schultern sie neben ihrem Job auch einen Großteil der Care-Arbeit und organisieren den Alltag der Familie. Dabei haben sie viele gute Gründe, sich selbstbewusster zu positionieren und auch ihre Stärken im Job mehr auszuspielen“, so Petra von Strombeck, CEO der NEW WORK SE. „Hier liegt es auch an Unternehmen, Bedingungen zu schaffen, in denen weibliche Fachkräfte nicht nur gefordert, sondern vor allem auch gefördert werden.“ 
 

Frauen insgesamt unzufriedener mit ihrer Arbeitssituation – aber weniger wechselbereit 

Nicht überraschend, dass Frauen insgesamt unzufriedener mit ihrer aktuellen Arbeitssituation sind. Die Ergebnisse der XING Job-Happiness-Studie und der diesjährigen Wechselbereitschaftsstudie von onlyfy by XING werfen ein Schlaglicht auf die Befindlichkeiten der Geschlechter: 17 Prozent der Frauen sind eher unzufrieden bzw. sehr unzufrieden mit ihrer derzeitigen beruflichen Tätigkeit, bei den Männern sind es hingegen 13 Prozent. Trotzdem wollen Frauen öfter als Männer langfristig bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber bleiben – und ihre Wechselwilligkeit hat sogar abgenommen. 

Während sich die generelle Wechselbereitschaft deutscher Beschäftigter, die im letzten Jahr um vier Prozentpunkte deutlich gestiegen war, mit 37 Prozent auf hohem Niveau stabilisiert hat, zeigen sich Unterschiede zwischen Frauen und Männern. Männer sind einem Jobwechsel gegenüber generell positiver eingestellt: 34 Prozent sagen, dass sie offen sind, aber noch keine konkreten Schritte unternommen haben, wohingegen mit nur 28 Prozent eine leicht sinkende Anzahl der Frauen dieser Aussage zustimmt (Vorjahr: 33 %). 63 Prozent der Frauen wollen sogar langfristig bei ihrem jetzigen Arbeitgeber bleiben (Vorjahr: 59 %), bei den Männern liegt der Wert bei 58 Prozent. 

Frauen gegenüber Stress im Job resilienter als Männer  

Während wechselwillige Männer überwiegend wegen des Gehalts einen anderen Arbeitgeber in Erwägung ziehen würden (Männer: 53 %, Frauen: 40 %), wäre für Frauen das Stresslevel der entscheidende Faktor: 42 Prozent der wechselwilligen Frauen sind offen für einen neuen Job, da sie zu viel um die Ohren haben (Männer 33 %, 9 Prozentpunkte weniger). Darüber hinaus sind wechselwillige Frauen mit ihrer direkten Führungskraft (37 %) unglücklicher als Männer (25 %), aber auch mit ihrer derzeitigen Arbeitsaufgabe (Frauen: 32 %, Männer, 26 %).  

„Frauen fühlen sich deutlich gestresster als Männer. Das ist bei der Doppelbelastung durch Job und Familie kein Wunder. Trotzdem scheinen sie offenbar resilienter beim Umgang damit zu sein”, sagt Petra von Strombeck. „Denn Stress, aber auch die Unzufriedenheit mit schlechter Führung oder uninteressanten Aufgaben, ist für sie deutlich seltener als für Männer ein Grund, tatsächlich einen Arbeitgeber zu verlassen oder in Teilzeit zu gehen. Gerade arbeitende Mütter haben ein hohes Stresslevel als Teil ihres Lebens akzeptiert. Für sie ist es oft aufwändiger, etablierte Prozesse wie Kinderbetreuung durch einen Jobwechsel neu organisieren zu müssen. Die Corona-Pandemie hat hier für eine Menge zusätzliche Belastung gesorgt – viele fühlen sich einfach erschöpft und wollen sich nicht noch mehr aufbürden. Aber das darf keine Dauerlösung sein.“  
 

Frauen stellen ihr eigenes Licht unter den Scheffel 

Dieses Engagement der Frauen für andere schlägt sich auch in der Berufswahl nieder. Deutlich mehr Frauen als Männer haben das Gefühl, mit ihrer Arbeit einen Beitrag für die Gesellschaft zu leisten (Frauen: 71 %, Männer: 59 %). Nur 41 Prozent der Frauen machen ihn vor allem wegen des Geldes, bei den Männern sind es über die Hälfte (53 %). Allerdings schätzen sie auch den Wert ihrer Arbeit geringer ein: Nur 33 Prozent würden in diesem Jahr nach einer Gehaltserhöhung fragen, weil sich durch den Fachkräftemangel ihr Stellenwert erhöht hat, während Männer von sich deutlich überzeugter sind (42 %). Und lediglich 22 Prozent der Frauen glauben, dass sie unter Marktwert bezahlt werden, bei den Männern ist es ein Drittel (32 %). 

Danach befragt, was ihnen ein neuer Arbeitgeber bieten sollte, legen Frauen mehr Wert auf „weiche Faktoren“ als Männer: Sie achten vor allem auf guten Zusammenhalt unter den Kollegen (Frauen: 77 %, Männer: 65 %), flexible Arbeitszeiteinteilung (Frauen: 69 %, Männer: 62 %), Remote Work (Frauen: 47 %, Männer: 42 %) oder Engagement für das psychische Wohlergehen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Frauen: 44 %, Männer: 31 %). Auch wenn es darum geht, was einen potenziellen Arbeitgeber für sie attraktiver machen würde, haben die Geschlechter unterschiedliche Prioritäten. Homeoffice wünschen sich 54 Prozent der Frauen, aber nur 48 Prozent der Männer.  Auch mit Angeboten für die Kinderbetreuung können Unternehmen punkten: Sie stehen auf der Wunschliste von Frauen mit 21 Prozent deutlich höher als auf der von Männern (15 %).  

Die Liste der No-Gos, die Beschäftigte trotz besserer Bezahlung davon abhalten würde, sich bei einem Unternehmen zu bewerben, führt in beiden Fällen ein schlechter Führungsstil an. Frauen sind hier allerdings noch kompromissloser (82 %) als Männer (77 %). „Die Bedürfnisse von Frauen kommen auf dem Arbeitsmarkt weiterhin zu kurz. Dabei brauchen wir weibliche Fachkräfte und Beschäftigte, die in Vollzeit statt Teilzeit arbeiten, so dringend wie nie zuvor“, so Petra von Strombeck. „Hier müssen Wirtschaft und Gesellschaft Mittel und Wege zum Gegensteuern finden – und zwar dringend.“  

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