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Schlechte Führung lässt Stress steigen und Bindung sinken

Gallup Studie 2023 mit Warnzeichen für deutsche Unternehmen

18. Juli 2023

Die aktuelle Ausgabe der renommierten Studie "State of the Global Workplace" der internationalen Beratungsagentur Gallup wirft ein beunruhigendes Licht auf die Situation in deutschen Unternehmen. Steigende Stresswerte und eine abnehmende emotionale Bindung gegenüber dem Arbeitgeber führen zu einer wachsenden Unzufriedenheit der Mitarbeiter. Folge: Die Bereitschaft, den Job zu wechseln, nimmt immer mehr zu. 

Eine der wichtigsten Ursachen für den Unmut ist fehlerhaftes Führungsverhalten und eine allgemein als negativ empfundene Unternehmenskultur. Demgegenüber "fühlen sich Beschäftigte, die von guter Führung berichten, weniger gestresst und mehr gebunden als jene, deren emotionale Bedürfnisse am Arbeitsplatz übersehen oder ignoriert werden", sagt Marco Nink, Director of Research & Analytics EMEA bei Gallup

Die Ergebnisse der aktuellen Studie zeigen en detail, wie groß die Belastungen am Arbeitsplatz von vielen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern wahrgenommen werden. So ist der Stresspegel der deutschen Beschäftigten gegenüber dem Vorjahr um zwei Prozentpunkte auf 42 Prozent angestiegen. Damit liegt er über dem europäischen Durchschnitt von 39 Prozent. Dies sei auch eine Folge der durch Digitalisierung immer mehr "verdichteten" Arbeitsaufgaben und des Fachkräftemangels, der mittlerweile in vielen Betrieben durchschlägt: "Zeitdruck durch enge Deadlines kann sich zumindest kurzfristig positiv auf die Leistung auswirken. Wird allerdings aus der Ausnahme ein Normalzustand, den die Führungskraft nicht durch Unterstützung abfedert, kann er mittel- bis langfristig krank machen", so Nink.

Gleichzeitig befindet sich die emotionale Bindung der Arbeitnehmer an ihren Arbeitgeber nach wie vor auf einem niedrigen Niveau: Europa hat von allen zehn untersuchten Weltregionen die geringste emotionale Mitarbeiterbindung: Nur 13 Prozent der europäischen Arbeitnehmer fühlen sich emotional an ihren Arbeitgeber gebunden, weltweit sind es 23 Prozent. In Deutschland sind es 16 Prozent. Dies sei besonders hierzulande vor allem auf die Art und Weise zurückzuführen, wie Führung am Arbeitsplatz erlebt wird, so die Studienautoren. "Es werden oft verschiedene kulturelle Faktoren als Grund für die niedrige emotionale Mitarbeiterbindung in Europa angegeben. Allerdings liegt das Problem nicht in der Arbeits-, sondern in der Führungskultur", erklärt Nink. Er betont, dass Unternehmen, die aktiv an der Qualität der Führung und des Arbeitsumfeldes arbeiten, die emotionale Bindung ihrer Mitarbeiter auf bis zu 60 Prozent steigern können.

Diese geringe emotionale Bindung führt in vielen Fällen zu einer erhöhten Wechselbereitschaft. Ein überraschendes Moment dabei ist es, dass 56 Prozent der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer auch die derzeitige, eher unsichere, wirtschaftliche Situation für einen guten Zeitpunkt halten, den Arbeitgeber zu wechseln. Auch dies sei wohl eine Konsequenz steigenden Leidensdrucks: "Trifft nachlassende Loyalität zum Unternehmen auf ein hohes Stresslevel und werden gleichzeitig die Chancen, einen neuen Job zu finden, gut bewertet, steigt die Offenheit für einen Wechsel des Arbeitgebers. Stress ist langfristig Gift für die Unternehmenskultur und damit auch den wirtschaftlichen Erfolg", betont Pa Sinyan, Managing Partner von Gallup in EMEA. Die Lösung liege auf der Hand: "Wenn Arbeitgeber sich mehr um das Wohlergehen ihrer Mitarbeiter kümmern, reduzieren sie nicht nur deren Stress, sondern stärken neben Gesundheit und Leistungsfähigkeit auch ihre eigene Wettbewerbsfähigkeit und Arbeitgebermarke".

Thorben Hansen

 

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