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Gleichberechtigung – Zwischen den Zahlen und Gefühlen

Kolumne zum Weltfrauentag 2025

5. März 2025

Gleichberechtigung ist mehr als schöne Worte – sie sollte sich auch in Gehältern, Chancen und Verantwortung widerspiegeln. Doch während Frauen im Job oft mit schlechten Bedingungen kämpfen, tragen sie auch weiterhin die Hauptlast im Alltag. Was es wirklich bräuchte, damit der Weltfrauentag ein Tag zum Feiern wird, beschreibt NWX Redakteurin Lisa Seehase.

Neulich in einer Runde mit Freundinnen kam das Gespräch auf den Weltfrauentag. "Macht ihr da eigentlich was Besonderes?" fragte eine. Die Antwort: ein kollektives, leicht genervtes Lachen. Klar, wir könnten natürlich feiern. Aber was genau? Dass wir im Jahr 2025 immer noch im Schnitt 16 Prozent weniger verdienen als Männer? Oder dass wir nicht nur unsere Karriere „ownen“, sondern gleichzeitig auch die To-do-Listen sämtlicher Lebensbereiche? Geschenke für den Kindergeburtstag, Einkaufslisten, Zahnarzttermine, vergessene Brotdosen – unser Mental Load kennt leider keine Pausen.

Nein, wir jonglieren weiter zwischen Job, Haushalt und Erwartungen. Wir sollen ambitioniert, selbstständig und durchsetzungsstark sein – aber bitte nicht so sehr, dass sich jemand unwohl fühlt. Wir sollen Karriere machen, aber trotzdem immer noch die ersten sein, die das Telefon klingeln hören, wenn die Kita anruft. Und während 66 % der Frauen sich mehr Flexibilität im Job wünschen, wäre es auch schön, wenn sich Flexibilität nicht nur darauf bezieht, jederzeit „auch mal von zuhause“ arbeiten zu dürfen, sondern darauf, dass sich die Last gerechter verteilt.


Der größte Zaubertrick der modernen Frau: die "richtige" Entscheidung treffen

Dabei kämpfen viele von uns nicht nur mit der doppelten Verantwortung, sondern im Job auch mit schlechter Führung (43 %) und stressigen Arbeitsbedingungen (44 %). Kein Wunder, dass Frauen unzufriedener im Job sind als Männer (20 % vs. 12 %) und sich immer mehr Frauen nach einer neuen Stelle umsehen. Aber bitte nicht aufhören zu lächeln – das steht uns doch so gut.

Und dann kommt der größte Zaubertrick der modernen Frau: die "richtige" Entscheidung treffen. Zuhause bleiben? Unemanzipiert. Karriere machen? Egoistisch. Beides versuchen? Viel Spaß mit dem schlechten Gewissen! Eine Freundin meinte neulich: "Mein Mann hat eine Woche die Kinder allein versorgt, und alle haben ihn dafür gefeiert. Ich mache das seit Jahren – und die einzige Anerkennung, die ich bekomme, ist eine halbherzige WhatsApp von meiner Schwiegermutter: 'Geht's den Kleinen gut?'"

Die Wahrheit ist: Gleichberechtigung endet nicht bei gleichem Gehalt (wobei, das wäre schon mal ein Anfang – immerhin wünschen sich 66 Prozent der Frauen eine bessere Bezahlung). Es geht darum, dass niemand als Held gefeiert wird, wenn er sich an der Familienarbeit „beteiligt“. Dass wir nicht das Gefühl haben, auf jeder Ebene perfekt sein zu müssen. Und dass vielleicht irgendwann eine Frau am Weltfrauentag auf die Frage "Feiert ihr das?" mit einem ehrlichen "Ja!" antworten kann.

 

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