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So wichtig sind Transparenz und Kritikfähigkeit von Unternehmen

Uni-Studie über Arbeitgeberbewertungsportale

20. August 2023

Auf der Suche nach Fachkräften wird das Verhalten von Unternehmen auf Arbeitgeberbewertungsportalen immer wichtiger. Die aktuelle Studie eines interuniversitären Forschungsteams zeigt, dass Bewerber die Reaktionen von Firmen auf negative Kommentare auf kununu & Co. in ihre Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen einfließen lassen.

Für die Studie befragte das Trendence Institut im Auftrag eines interuniversitären Forschungsteams 1.528 Bewerberinnen und Bewerber, von denen rund zwei Drittel angaben, Bewertungsportale zu nutzen.* Forschungsgegenstand war der Einfluss von Mitarbeiterkritik auf den Bewerbungsprozess. Bewertungen auf Plattformen wie kununu sind neben Empfehlungen aus dem Bekanntenkreis die glaubwürdigste Quelle, wenn sich wechselwillige Talente über Arbeitgeber informieren. Großes Vertrauen setzen sie dabei allerdings nicht nur in die Bewertung, ob Lob oder Kritik, sondern auch in die Reaktion des Arbeitgebers darauf. Denn Arbeitgeber haben auf Bewertungsplattformen die Möglichkeit, eine Antwort direkt unter eine Bewertung zu posten.  Und auch diese Inhalte werden gelesen: Fast 50 Prozent der interessierten Fachkräfte tun es immer oder oft, über 80 Prozent von ihnen gelegentlich. 

Das Interesse an der Kritikfähigkeit von Arbeitgebern belegt auch eine andere Zahl, die die Wissenschaftler ermittelten: Fast 72 Prozent aller Befragten begrüßen es, wenn Unternehmen auf Bewertungen reagieren. Nur knapp sechs Prozent finden so ein Verhalten schlecht oder überflüssig. Folgerichtig haben diese Stellungnahmen ebenfalls einen enormen Einfluss, wenn es um die Einordnung von Bewertungen geht. Denn immerhin 42,3 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber, die solche Portale nutzen, stehen zunächst auf Seiten der Bewertenden, wenn sie Kritik an einem Arbeitgeber lesen.

Bewerber reagieren positiv auf überzeugende Arbeitgeberantworten

Diese Haltung ist allerdings nicht in Stein gemeißelt: Mehr als drei Viertel der Studienteilnehmenden räumen ein, ihre Meinung durchaus zu ändern, wenn sie eine Arbeitgeberantwort überzeugend finden. Mehr als die Hälfte treten zunächst ohne Vorbehalte an einen Dialog zwischen Bewertenden und Arbeitgeber heran und bewerten ihn anschließend anhand des kompletten Zwiegesprächs. Beim Dementieren eines kritischen Vorwurfs schätzen 62,8 Prozent eine sachliche Sprache als hilfreich ein. Weitere 68 Prozent wünschen sich eine faktenorientierte Argumentation seitens der Arbeitgeber, um sich selbst ein Bild der Situation zwischen Unternehmen und Bewertendem zu machen. 

(Wie Unternehmen am besten auf negative Bewertungen reagieren sollten, haben unsere kununu-Kolleginnen und -Kollegen in diesem ausführlichen Artikel aufgelistet)

„Ich schließe aus unserer Studie: Arbeitgeber können mit einer souveränen und vor allem sachlichen Reaktion auf Bewertungen viel erreichen. Was sie dabei vor allem im Hinterkopf haben sollten: Sie antworten auf Kritik oder ausgewogene Bewertungen nicht nur für den individuell Bewertenden, sondern vor allem in Richtung der Mitlesenden“, erklärt Professor Wolfgang Mayrhofer von der Wirtschaftsuniversität Wien, der die Studie wissenschaftlich begleitete. Seine Einschätzung wird durch ein weiteres Studienergebnis gedeckt. Denn 50 Prozent der Teilnehmenden gaben im Rahmen der Befragung an, vor allem auf die Art und Weise der Argumentation seitens des Arbeitgebers zu achten, um für sich selbst Rückschlüsse ziehen zu können, ob dieser für sie infrage kommt oder nicht. 

Generell achten Bewerber auf kununu & Co. bei der Suche nach einem für sie passenden Unternehmen vor allem auf Arbeitgeberbewertungen, die Kritik und Lob vereinen. So finden aktuell 71,5 Prozent der Nutzer von Arbeitgeberbewertungsplattformen primär ausgewogene Bewertungen hilfreich, wenn sie sich für oder gegen einen Arbeitgeber entscheiden möchten. Extreme Kritik hingegen wird von vielen Teilnehmenden (42%) als unglaubwürdiger Racheakt eingestuft. Besonders positive Kritik ist lediglich für 4,1 Prozent hilfreich. Dazu passt das konkrete Nutzungsverhalten der Kandidatinnen und Kandidaten: Zwei Drittel von ihnen nehmen sich die Zeit, in Bewertungen dezidiert nach Arbeitgeberkriterien wie Kollegenzusammenhalt, Führungsverhalten oder Gehalt Ausschau zu halten. Im Vergleich: Der kununu-Score ist für „nur“ 47,7% interessant. Gerade einmal 8,3% der in der wissenschaftlichen Studie Befragten würden etwa einen Arbeitgeber von vornherein ausschließen, der mit einem Score von unter 3,0 auf kununu ausgewiesen ist.

"Für Bewerber sind Rachefeldzüge oder Lobeshymnen auf Bewertungsportalen unwichtig"

Die hohe Neigung zu ausgewogenem Umgang mit Arbeitgeberbewertungen entspricht aus Sicht der Nutzenden auch immer mehr der gängigen Bewertungspraxis. So haben mehr als die Hälfte von ihnen das Gefühl, dass ausgewogenes Feedback auf kununu & Co. derzeit überwiegt. Ein Drittel registrieren dagegen noch mehrheitlich negative Bewertungen und 16,0% in erster Linie positive. „Viele Bewerberinnen und Bewerber werden von mehreren Unternehmen umworben. Diese starke Position nutzen sie dazu, sich sehr intensiv mit ihrer Entscheidung für oder gegen einen Arbeitgeber auseinanderzusetzen. Sie wollen sich dabei nicht von extremen Bewertungen irreführen lassen. Weder Rachefeldzüge enttäuschter Ex-Mitarbeitender sind für sie interessant noch Lobeshymnen von vermeintlichen Muster-Beschäftigten. Die Entscheidung für einen Arbeitgeber ist vielmehr eine abwägende. Bewertungen auf kununu oder anderen Plattformen sind dabei im Spannungsfeld des Fachkräftemangels ganz entscheidende Gradmesser“, so Markus Latzke, einer der Studienleiter und Karriereforscher an der IMC Fachhochschule Krems.

Thorben Hansen / PM

*Für die bundesweit im Frühjahr 2023 online durchgeführte repräsentative Umfrage befragte das HR-Marktforschungsunternehmen Trendence im Auftrag eines interuniversitären Forscherteams unter der wissenschaftlichen Leitung von Markus Latzke (IMC FH Krems) und Wolfgang Mayrhofer (WU Wien) 1.524 Teilnehmende, die sich in den vergangenen 12 Monaten in mindestens einem Bewerbungsprozess befanden oder nach einem potenziell neuen Arbeitgeber suchten.

 

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