Der Wettbewerb um qualifizierte Fachkräfte lässt die Zahl der Benefits, die von Firmen angeboten werden, rasant steigen. Laut einer aktuellen Studie setzen die Unternehmen dabei zunehmend auch auf materielle Anreize. Doch davon profitieren nicht alle Arbeitnehmergruppen gleichermaßen.
Im Ringen um Talente setzen Arbeitgeber immer stärker auf zusätzliche Leistungen. Eine aktuelle Auswertung der Bertelsmann Stiftung zeigt: In Online-Stellenanzeigen hat sich das Angebot an Benefits seit 2019 nahezu verdreifacht – von durchschnittlich 3,6 auf 9,6 pro Anzeige. Dabei gewinnen „harte“ Vorteile wie Sonderzahlungen, betriebliche Altersvorsorge oder Mitarbeiterrabatte zunehmend an Bedeutung, während klassische "Soft Extras" wie ein gutes Betriebsklima oder flache Hierarchien in den Hintergrund rücken.
Materielle Anreize stehen inzwischen klar im Vordergrund: In rund zwei Drittel der Ausschreibungen finden sich finanzielle Zusatzleistungen. Flexible Arbeitszeitmodelle – von Gleitzeit über Homeoffice bis zur Vertrauensarbeitszeit – werden ebenfalls häufig genannt, sind aber mit etwa 37 Prozent deutlich seltener vertreten.
Auch Fort- und Weiterbildungsangebote, lange Zeit eher unter ferner liefen, werden zunehmend als Lockmittel eingesetzt: Während 2019 nur ein Viertel der Anzeigen entsprechende Angebote enthielt, sind es heute fast die Hälfte. Bei hochqualifizierten Bewerbern liegt diese Quote sogar bei 55 Prozent, bei Hilfskräften lediglich bei rund einem Drittel. Familienfreundliche Maßnahmen und gesundheitsfördernde Angebote sind hingegen nach wie vor rar. Bei höher qualifizierten Positionen werden sie in rund 18 Prozent der Fälle angeboten, bei niedrig qualifizierten in weniger als zehn Prozent.
Beim Thema Gehaltstransparenz bleibt Luft nach oben: Nur ein Drittel der Stellenanzeigen macht konkrete Angaben zur Vergütung. Etwas transparenter sind dabei Fachkräfteanzeigen mit 41 Prozent, während bei Hilfstätigkeiten über die Hälfte auf klare Gehaltsangaben verzichten. Ein Faktor, der die Transparenz in Sachen Gehalt erhöht, ist die Tarifbindung. Wo ein Tarifvertrag gilt, sind Gehaltsangaben häufiger zu finden und Unternehmen werben dort zugleich öfter mit Urlaubsgeld, Altersvorsorge und Gesundheitsleistungen.
Besonders auffällig allerdings ist auch die ungleiche Verteilung der Extraleistungen: Akademiker erhalten im Schnitt elf Benefits angeboten, Fachkräfte rund zehn – bei Hilfskräften sind es nur acht. Die Kluft zwischen den Gruppen hat sich damit innerhalb von fünf Jahren deutlich vergrößert. Die Studienautoren mahnen deshalb, die soziale Gerechtigkeit im Blick zu behalten Die ungleiche Verteilung von Leistungen zwischen den Qualifikationsniveaus sei "nicht nur ein Signal ungleicher Wertschätzung, sondern zeigt auch strukturelle Benachteiligungen am Arbeitsmarkt", so Daniel Bensel, Daten-Analyst der Bertelsmann Stiftung.
red