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Ihr müsst uns besser verstehen!

XING-Studie zum "neuen" Arbeitsmarkt

5. April 2022

Immer mehr Unternehmen haben nicht nur Probleme, neue Fachkräfte zu finden, sondern auch, Mitarbeiter zu halten. Denn die Wechselbereitschaft der deutschen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ist größer als je zuvor - auch weil sich die Erwartungen vieler Menschen an ihren Job fundamental verändert haben. Führungskräfte und Personalverantwortliche müssen diese Bedürfnisse besser verstehen, um sich - auch im Recruiting neuer Talente - auf die stark veränderte Situation auf dem Arbeitsmarkt einzustellen.

„Wir erleben eine Zeitenwende auf dem Arbeitsmarkt. Unternehmen müssen sich heute bei Talenten bewerben, nicht umgekehrt.“. Für Frank Hassler, Vorstand der NEW WORK SE und verantwortlich für die Geschäftsfelder Recruiting und Employer Branding, ist klar, dass „diese Machtverschiebung den Arbeitsmarkt nachhaltig verändern“ wird.

Aktuelle Zahlen zeigen, dass jedes zweite Unternehmen in Deutschland bereits jetzt ein Recruiting-Problem hat. So geben in einer aktuellen forsa-Studie im Auftrag von XING E-Recruiting 52 Prozent der insgesamt 200 befragten Unternehmen an, dass sie größere Herausforderungen bei der Personalsuche haben als vor der Pandemie. Jedes fünfte Unternehmen sagt, dass die Fluktuation während der Corona-Zeit gestiegen ist.  

Die forsa-Unternehmensbefragung bestätigt damit die Ergebnisse der Wechselbereitschafts-Studie, die XING E-Recruiting im Januar unter Deutschlands Beschäftigten erhoben hat. Danach sind knapp 40 Prozent der Deutschen offen für einen neuen Job, viele davon sind bereits auf der Suche nach einer neuen Tätigkeit – das ist gegenüber 2021 eine nochmalige Steigerung um rund 4 Prozent.

Auffallend dabei ist, dass viele Unternehmen dabei die Gründe für einen Arbeitgeberwechsel ihrer Beschäftigten falsch einschätzen: Sie glauben, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wegen des Gehalts (75 Prozent) oder der starken Konkurrenz anderer Arbeitgeber (72 Prozent) gehen. Alle anderen Gründe (Führungskraft, unattraktive Tätigkeit, Sinnhaftigkeit, Kolleginnen und Kollegen) spielen aus Sicht der HR-Verantwortlichen der befragten Unternehmen eine eher nachgelagerte Rolle. 

Das allerdings steht im beinahe eklatanten Widerspruch zu den Aussagen der Beschäftigten, die in den vergangenen Monaten bei ihrem Arbeitgeber gekündigt haben. Obwohl in Bewerbungsgesprächen das Gehalt mit 83 Prozent weiterhin eine zentrale Rolle spielt, sind finanzielle Motive tatsächlich nur bei jedem fünften Jobwechsel für Beschäftigte ausschlaggebend. Stattdessen bilden kompetentere Führung, eine bessere Work-Life-Balance oder eine spannendere Tätigkeit die Hauptmotive für das Verlassen eines Unternehmens. 

Das fehlende Verständnis für die Bedürfnisse der eigenen Mitarbeiter wird auch durch Zahlen der aktuellen Gallup Engagement Index-Studie bestätigt. Hier gaben nur 17 Prozent der deutschen Befragten an, eine hohe emotionale Bindung zu ihrer Firma zu haben. Beklagt wurde, dass nur ein kleiner Teil der Führungskräfte die Bedürfnisse der Beschäftigten am Arbeitsplatz verstehe. Auch die Gallup-Studie belegt die hohe Wechselbereitschaft der Deutschen, die zum ersten Mal höher sei als in den USA.

Übereinstimmung herrscht bei den Meinungsforschern auch darüber, dass die Erwartungshaltung von Jobsuchenden gegenüber potenziellen Arbeitgebern deutlich gestiegen ist. Die forsa-/XING-Studie zeigt, welche anderen Themen neben Gehalt und Tätigkeit eine wichtige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen ein Unternehmen spielen. Hier liegen die Vereinbarkeit von Beruf & Karriere (75 Prozent), Jobsicherheit (73 Prozent), flexible Arbeitszeiteinteilung (68 Prozent), Unternehmenskultur (65 Prozent) und gutes Führungsverhalten (64 Prozent) auf den vorderen Plätzen – diese sogenannten „weichen Faktoren“ werden also bei der Entscheidung für ein Unternehmen und damit auch im Recruiting immer wichtiger. Auch der Aspekt einer nachhaltigen Unternehmensphilosophie gewinnt immer mehr an Bedeutung. 

Unternehmenskulturelle Faktoren stehen bei den Beschäftigten und Jobsuchenden sehr viel mehr im Fokus als früher“, sagt Frank Hassler. Das habe auch große Auswirkungen aufs Recruiting: „Für Unternehmen, die diese Bedürfnisse von Jobsuchenden erkennen und entsprechend aufgestellt sind, eröffnen sich riesige Chancen, den Wettbewerb um Talente auf dem Arbeitsmarkt für sich zu entscheiden.“ 

Unternehmen müssten deshalb mehr denn je nicht nur auf die Qualifikationen von Kandidatinnen und Kandidaten achten, sondern auch darauf, ob sie ein guter Cultural Fit sind, so Hassler weiter - ob es also von beiden Seiten "passt". Auch da sei mehr Eingehen und Verständnis für den einzelnen Bewerber angesagt: „Unternehmen müssen ihr Recruiting modernisieren. Es geht nicht mehr nur um den Einsatz von Tools, sondern auch um eine stärkere Ausrichtung auf die individuellen Wünsche der Talente.“ Dabei seien neben dem Einsatz intelligenter Methoden auch eine proaktive und zunehmend individualisierte Ansprache gefragt.


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