Deutschlands Führungskräfte sind erschöpft. Eine aktuelle Umfrage zeigt: Fast zwei Drittel fühlen sich ausgebrannt. Besonders betroffen sind Frauen und die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. Neue Managementmodelle könnten Abhilfe schaffen.
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: 61,6 Prozent der Führungskräfte in Deutschland sind erschöpft. Das ergab eine Umfrage der Beratungsagentur Auctority und den Meinungsforschern von Civey unter 1.000 Managerinnen und Managern. Besonders davon betroffen sich Frauen und die Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen. Im Vergleich zu einer früheren Studie sind Führungskräfte sogar stärker erschöpft als der Durchschnitt aller Beschäftigten. "Die Belastung für Führungskräfte wächst ständig", sagt Randolf Jessl, Geschäftsführer von Auctority. "Mehr Aufgaben, höhere Erwartungen, mehr Verantwortung. Eine Lösung könnte sein, die Führungsverantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen."
Die Umfrage zeigt: 61 Prozent der Führungskräfte sind durchaus offen für geteilte Führung. Doch gerade die am stärksten belastete Altersgruppe der 30- bis 39-Jährigen lehnt diese Idee am stärksten ab. Auch Frauen sind skeptischer als Männer. "Dabei entlastet geteilte Führung nicht nur die Führungskraft, sondern fördert auch das Team", sagt Prof. Dr. Thomas Wilhelm von der SDI Hochschule München. "Eine erschöpfte Führungskraft erschöpft auch ihr Team."
Die Führungskräfte selbst können sich verschiedene Formen geteilter Führung vorstellen: 50,6 Prozent würden einen Teil der Führungsaufgaben an ihr Team übertragen. 48,5 Prozent wären bereit, mit einer gleichberechtigten Führungskraft zusammenzuarbeiten. Nur 22,4 Prozent sehen in der kompletten Selbstorganisation des Teams eine Lösung. Das deute nach Meinung der Studienautoren darauf hin, dass Führungskräfte zwar nach Entlastung suchen, aber dennoch eine gewisse Steuerung und Kontrolle behalten möchten. "Die Erschöpfung von Führungskräften ist auch das Ergebnis veralteter Führungsvorstellungen", sagt Jessl. "In der Vergangenheit wurde von Führungskräften erwartet, dass sie alles wissen und können. Das war schon immer falsch."
Wilhelm hat eine Vision: "In der Zukunft wird Führung als Gemeinschaftsleistung verstanden. Jeder ist gefordert, jeder trägt bei. Das entlastet die Führungskräfte und bietet Entwicklungschancen für Mitarbeiter und Teams."
red / PM