Hybrid-Arbeitsmodelle sind in Deutschland auf dem schnellen Vormarsch: Mittlerweile erlauben neun von zehn Unternehmen ihren Mitarbeitern, zumindest teilweise von zuhause oder anderen Orten aus zu arbeiten. Nach einer Untersuchung des Softwareunternehmens Okta, bei der mehr als 500 Personalmanager von Firmen in Europa befragt wurden, gibt es dafür unterschiedliche Beweggründe.
In rund 16 Prozent der deutschen Unternehmen dürfen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihren Arbeitsort vollkommen flexibel wählen, solange es ihr Tätigkeitsbereich zulässt. Ein Fünftel der Betriebe gibt seinen Mitarbeitern genaue Vorgaben, welche Tage im Homeoffice verbracht werden dürfen. In knapp 60 Prozent der Fälle wird eine Präsenz im Unternehmen erwartet, aber es besteht die frei wählbare Möglichkeit, an einigen Tagen remote zu arbeiten. Insgesamt am weitverbreitesten ist das Modell von bis zu drei Tagen mobil bzw. remote und zwei Tagen im Büro (47 Prozent). Ein Drittel der befragten Entscheider gab an, dass ihr Unternehmen ein hybrides Arbeitsmodell auf unbestimmte Zeit - also jenseits aller Corona-Effekte - eingeführt hat. Dies ist ein klares Indiz dafür, wie stark hybrides Arbeiten in vielen deutschen Unternehmen mittlerweile Einzug gehalten hat.
Überraschend ist darüber hinaus durchaus, dass laut Umfrage eine erhöhte Produktivität der wichtigste Grund für die Einführung hybrider Arbeitsmodelle in Deutschland ist. Denn während noch vor einiger Zeit der Glaube weit verbreitet war, dass Mitarbeiter im Büro produktiver sind, stimmen heute 60 Prozent der befragten Führungskräfte und Personalverantwortlichen der These zu, dass Mitarbeiter, die von zu Hause aus arbeiten, dieses produktiver tun. Demgegenüber ist ein Drittel der Befragten in Deutschland und 24 Prozent im Vereinigten Königreich der Ansicht, dass Remote Worker genauso effektiv sind wie ihre Kollegen vor Ort. Nur sieben Prozent beurteilen Remote Worker als weniger produktiv.
Nachholbedarf herrscht in Deutschland allerdings noch bei der Akzeptanz anderer positiver Wirkungen hybrider Arbeitsmodelle: So ist das gesteigerte Wohlbefinden der Mitarbeiter lediglich für ein Drittel der Unternehmen ein Grund, mehr Flexibilität bei der Wahl des Arbeitsortes zu ermöglichen. Im Vergleich dazu sind es in Großbritannien fast doppelt so viele und in Frankreich über die Hälfte. Zudem erwähnt jedes vierte Unternehmen im restlichen Europa die Gewinnung und Bindung neuer Mitarbeiter als Grund für die größere Flexibilität - in Deutschland sind es erst 15 Prozent. Und dies, obwohl Umfragen belegen, dass Homeoffice-Angebote mittlerweile eine wichtige Rolle bei der Entscheidung von Fachkräften und Talenten für einen neuen Arbeitgeber bilden.
„Es ist positiv, dass sich die Wahrnehmung der Produktivität von Homeoffice und hybrider Arbeit verbessert hat. Doch neben produktivem Arbeiten kann größere Flexibilität im Arbeitsalltag auch motivieren, die Work-Life-Balance verbessern und so das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeiter steigern“, so Sven Kniest, Vice President Central & Eastern Europe bei Okta. „Letztlich sind Mitarbeiter die wertvollste Unternehmensressource und genau deshalb sollte die Gesundheit und das physische und mentale Wohlbefinden der Teams bei der Ausgestaltung von Arbeitsmodellen größte Priorität haben – auch, um in Zeiten von akutem Fachkräftemangel neue Talente zu gewinnen und Mitarbeiter ans Unternehmen zu binden.“
TH / red
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