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"Hört auf eure Female Talents: Sie wissen, was sie brauchen!"

Gastbeitrag von Melanie Wagner / HiBob

06. Juni 2023

Eine aktuelle „Women in Workplace“-Studie des HR-Tech-Entwicklers HiBob wirft kein gutes Licht auf den deutschen Arbeitsmarkt. Denn danach spielen 39 Prozent der berufstätigen Frauen mit dem Gedanken zu kündigen oder haben ihren Job bereits verlassen. Gründe dafür seien in vielen Fällen fehlende Wertschätzung und mangelnde Förderung am eigenen Arbeitsplatz. Anlässlich der NWX23* erläutert Melanie Wagner (Country Managerin DACH von HiBob) in einem Gastbeitrag, wie Unternehmen weibliche Fachkräfte binden und fördern können.

"Unterschätzt, unterfordert, unterbezahlt: Einige Frauen zeigen sich von der Arbeitswelt enttäuscht – und kündigungsbereit. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stecken insbesondere berufstätige Mütter von Kindern unter zwölf Jahren oft im Job zurück: 69,3 Prozent von ihnen arbeiten in Teilzeit. Bei Vätern liegt der Wert nur bei 7,6 Prozent. Mütter von jüngeren Kindern arbeiten in Deutschland fast doppelt so häufig in Teilzeit wie ihre Geschlechtsgenossinnen im europäischen Ausland. 

Es ist erstaunlich, dass Unternehmen in Zeiten des Fachkräftemangels sich kaum darum bemühen, Frauen als Vollzeitkräfte an sich zu binden. Gerade begünstigt durch die Möglichkeiten, die New Work bietet, könnten sie ihnen weitaus mehr Flexibilität und Freiheiten gewähren, als es bisher in vielen Firmen üblich ist. Unsere Women in Workplace“-Studie zeigt, dass diesbezüglich dringender Nachholbedarf besteht. 

Mütter kennen keine Work-Life-Balance 

HiBob hat für die Studie 1000 deutsche Frauen zu ihren Erfahrungen mit New Work, ihren Einstellungen zu Arbeitgebenden und zu Arbeitsbedingungen befragt. Die Ergebnisse zeigen deutlich: Frauen profitieren nur teilweise von New Work. Fast ein Drittel der Befragten unterstreichen, dass der Löwenanteil an Care- und Hausarbeit noch immer bei ihnen liegt, egal, wie flexibel sie arbeiten. Es scheint, als würde die viel gerühmte Flexibilität der neuen Arbeitswelt nicht halten, was sie verspricht.

Die Ergebnisse der Studie deuten außerdem an, dass Mütter stärker von Ungleichheiten am Arbeitsplatz betroffen sind. Nur 18 Prozent von ihnen geben an, im vergangenen Jahr eine Gehaltserhöhung erhalten zu haben. 30 Prozent der berufstätigen Mütter haben kein Vertrauen in ihre Leistung und viele bemängeln die fehlende Gehaltsparität.  21 Prozent der befragten Mütter sagen, dass sie ihren Arbeitsplatz in diesem Jahr aufgeben werden.

Insgesamt spielen sogar 39 Prozent der der Teilnehmerinnen der Studie mit dem Gedanken an Kündigung oder haben im vergangenen Jahr bereits das Unternehmen verlassen. Die meistgenannten Gründe, einen anderen Job anzunehmen: besseres Gehalt (42 Prozent), mehr Flexibilität (40 Prozent) und passendere Unternehmenswerte (30 Prozent). Was also können Arbeitgebende tun, um qualifizierte, weibliche Talente und berufstätige Mütter in ihrem Unternehmen zu halten und zu fördern? Die Antwort: eine Menge.

Geschlechterklischees durchbrechen, Female Leadership fördern

Eine inklusive, mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur ist der Schlüssel, um weibliche Mitarbeitende an sich zu binden und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden. Arbeitgebende sollten es wirklich ernst meinen und ihr Recruiting- und Personalmanagement divers gestalten, um Geschlechterklischees zu durchbrechen. 

Um Frauen und Mütter in ihrem Job zu stärken, müssen Arbeitgebende die entsprechenden Entwicklungsmöglichkeiten schaffen. Trainings und Mentorings ermöglichen den Austausch der Kolleginnen untereinander. Gezielte Female-Leadership-Programme machen Frauen im Unternehmen sichtbar. Schulungen der männlichen Kollegen helfen, um sie für Herausforderungen am Arbeitsplatz zu sensibilisieren, mit denen Frauen sich konfrontiert sehen, Kolleginnen als gleichwertige Team-Mitglieder anzunehmen und für sie eine sichere Umgebung zu schaffen. 

Flexibilität fordert Vertrauen und Unterstützung

Echtes New Work und tatsächliche Flexibilität erfordern großes Vertrauen in die Mitarbeitenden. Wie viel eine Person leistet, definiert sich nicht darüber, wie lange sie während der Kernzeiten am Laptop im Büro neben der Team-Leitung gesessen hat. Berufstätige Mütter brauchen die Option, ihren Arbeitsort täglich selbst frei zu wählen. Es muss ihnen möglich sein, die Abholzeit im Kindergarten einzuhalten. Dann werden sie vermutlich auch bereit sein, Liegengebliebenes in den Abendstunden effektiv und effizient abzuarbeiten. 

Durch Jobsharing und Co-Leadership kann gewährleistet werden, dass immer jemand ansprechbar ist. Das hilft Frauen, die vertikale Segregation des Arbeitsmarkts zu überwinden und somit auf die historische und geschlechtsstereotypische Aufteilung der Care-Arbeit zu reagieren. 

Vielen nicht (mehr) erwerbstätigen Frauen fehlt die für den Job nötige Kinderbetreuung. Dieses Potenzial an qualifizierten Arbeitskräften wäre leicht zu heben. Durch interne Kinderbetreuung oder Kooperationen mit einem Kita-Träger, die auch die Betreuung während der Ferienzeiten abdecken, könnte Müttern der Wiedereinstieg in das Berufsleben ermöglicht werden. Eine gute Kinderbetreuung bindet zudem Mütter nachhaltig an ein Unternehmen, denn Kita-Plätze sind rar.

Hört auf eure Female Talents: Sie wissen, was sie brauchen!

Nicht zuletzt sollten die Männer in die Pflicht genommen werden: Je mehr männliche Beschäftigte in Elternzeit gehen, umso eher wird Kinderbetreuung durch Väter gesellschaftliche Normalität. Unternehmen, die Männer an dieser Stelle unterstützen, fördern damit auch ihre Mitarbeiterinnen.

Laut Statistischem Bundesamt sind heute mehr Mütter erwerbstätig als noch vor zehn Jahren – ein kleiner Fortschritt, der nicht unbeachtet bleiben sollte. Unternehmen täten gut daran, auf die Bedürfnisse ihrer talentierten Mitarbeiterinnen einzugehen. Die Female Talents wissen sehr genau, was sie von der Arbeitswelt erwarten. In Zeiten des Fachkräftemangels und des Arbeitnehmermarktes sollte man sich das Potenzial der qualifizierten weiblichen Arbeitskräfte nicht entgehen lassen. 

Melanie Wagner

*HiBob war Partner der diesjährigen NWX23 am 14. Juni in Hamburg. Melanie Wagner teilte dort in ihrer Keynote "Female Talents – unterschätzt, unterfordert, unterbezahlt" wissenswerte Insights der "Women in Workplace"-Studie. 


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