Endorsement

Zu jung zum Führen?

Studie untersucht Vorurteile gegenüber Managementnachwuchs

6. Oktober 2025

Transformation, Digitalisierung und Übergabe von Verantwortung in Familienbetrieben bringen aktuell viele jüngere Führungskräfte an die Spitze von Unternehmen und Teams. Umstritten sind sie in ihren neuen Positionen aber nicht: Eine Studie zeigt, dass den Nachwuchsmanager oft Misstrauen und mangelndes Verständnis begegnet. Danach sei das Bild von Führung noch immer durch Altersstereotypen geprägt.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitäten Kiel und Amsterdam haben in einer groß angelegten Studie untersucht, wie Vorurteile die Beurteilung junger Führungskräfte beeinflussen. In zwei Experimenten mit über 900 Teilnehmenden gingen sie der Frage nach, ob und wie das Alter einer Führungsperson ihre wahrgenommene Kompetenz prägt – und inwieweit auch das Alter der Beurteilenden selbst dabei eine Rolle spielt.

Im ersten Experiment sollten die Teilnehmenden mit rund 50 Eigenschaften – etwa Intelligenz, Warmherzigkeit, Dominanz oder Kreativität – das Bild einer typischen und einer idealen Führungskraft beschreiben. In einem zweiten Schritt bewertete eine andere Gruppe Personen verschiedener Altersgruppen anhand dieser Merkmale.

Die Ergebnisse zeichnen ein ambivalentes Bild: Junge Erwachsene wurden zwar häufig als kreativ, innovativ und anpassungsfähig eingeschätzt, gleichzeitig aber als impulsiver, weniger kompetent und weniger verlässlich bewertet. Älteren Personen hingegen wurden automatisch mehr Kompetenz, Zuverlässigkeit und Empathie zugeschrieben.

Tatsächlich fanden die Forschenden  keine Hinweise darauf, dass junge Führungskräfte weniger effektiv oder leistungsfähig sind. Stattdessen scheint die Abweichung vom gesellschaftlich geprägten Idealbild einer „reifen“ Führungskraft die Wahrnehmung zu verzerren. Zudem zeigte sich: Je älter die bewertende Person, desto eher sprach sie jüngeren Menschen Führungsqualitäten ab. Der umgekehrte Effekt – dass Jüngere ihre Altersgenossen kritischer beurteilen – ließ sich hingegen nicht beobachten.

„Wir sollten junges Alter mit in die Diskussion um Diskriminierungsformen aufnehmen“, betonen die Wissenschaftler. Altersbezogene Vorurteile würden in der Gesellschaft oft weniger stark thematisiert als andere Formen von Diskriminierung – obwohl sie potenziell jede Person im Laufe ihres Lebens betreffen. Als mögliche Gegenmaßnahmen empfehlen die Forschenden altersgemischte Teams, Programme zur Sensibilisierung gegen unbewusste Vorurteile und befristete Führungspositionen. Solche Strukturen könnten helfen, systematische Barrieren für junge Talente abzubauen.

Mehr Informationen zur Studie gibt es in der Mitteilung der Universität Kiel

red / PM

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