Eine aktuelle Studie der TU Darmstadt zeigt, dass das Arbeiten von zu Hause aus sowohl zu einer höheren Produktivität als auch einer größeren Zufriedenheit und Entlastung der Mitarbeiter führt - und das, obwohl die reine Arbeitszeit am heimischen Schreibtisch noch gestiegen ist.. "Arbeitgeber werden dem Wunsch ihrer Mitarbeiter nach mehr Homeoffice in Zukunft verstärkt nachkommen müssen", sagt Kyra Voll, Projektleiterin der Studie.
Die fortschreitende Digitalisierung und die Covid-19-Pandemie haben dazu geführt, dass immer mehr Menschen ihre Arbeit von zu Hause aus erledigen. Laut einer aktuellen Umfrage der Technischen Universität Darmstadt unter 1.136 deutschen Wissensarbeitern fühlen sich 76 Prozent der Beschäftigten im Homeoffice produktiv, im Büro sind es nur 61 Prozent. Überraschenderweise gab sogar jeder fünfte Befragte an, im Büro unproduktiv zu sein (im Homeoffice sind es nur 11 Prozent). An alternativen Orten wie Cafés oder Coworking Spaces fühlt sich derzeit weniger als die Hälfte der Befragten produktiv.
"Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass Beschäftigte ihren Arbeitsplatz vor allem danach auswählen, wo sie erfolgreich arbeiten können", sagt Kyra Voll, Projektleiterin am Fachgebiet Immobilienwirtschaft und Baubetriebslehre der TU Darmstadt. Beschäftigte, die von zu Hause aus arbeiten, geben an, dass sowohl die Menge als auch die Zeit, die sie für ihre Arbeit aufwenden, zugenommen haben. Dennoch empfinden 62 Prozent der Befragten ihre Arbeitsergebnisse als qualitativ besser. "Arbeitgeber werden in Zukunft verstärkt auf den Wunsch ihrer Mitarbeiter nach mehr Telearbeit eingehen müssen", so Voll.
Auch auf das Wohlbefinden der Mitarbeiter wirkt sich das Arbeiten von zu Hause aus positiv aus. Der Studie zufolge sind 81 Prozent der Heimarbeiter mit ihrer Arbeit insgesamt zufrieden, aber nur 57 Prozent der Büroarbeiter. Untersucht wurden auch arbeitspsychologische Aspekte wie Burnout und Boreout, zwei Zustände emotionaler Erschöpfung und mangelnder Motivation. Interessanterweise nahm die Häufigkeit psychischer Probleme ab, je mehr Stunden die Befragten zu Hause arbeiteten.
Als Hauptgrund für die vermehrte Nutzung von Homeoffice nannten 72 Prozent der Befragten die bessere Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. Immerhin rund 46 Prozent wollen sich einen anstrengenden Arbeitsweg ersparen. 43 Prozent haben ihre Büroausstattung zu Hause in letzter Zeit deutlich verbessert und wollen diese Investition nicht umsonst getätigt haben. Klimaschutzaspekte (weniger vorzuhaltende Bürofläche bzw. CO2-Einsparung) sind für 41 bzw. 46 Prozent der Befragten ein Grund, weiterhin von zu Hause aus zu arbeiten.
Deutliche Unterschiede in Zufriedenheit und Produktivität spiegeln sich in den Präferenzen der Beschäftigten wider: Insgesamt würden sie gerne 59 Prozent ihrer Arbeitszeit zu Hause verbringen. Die fehlende Möglichkeit, orts- und zeitflexibel zu arbeiten, könnte für 24 Prozent der Befragten ein Hinderungsgrund sein. "Die Beschäftigten begreifen Remote Work als einen fundamentalen gesellschaftlichen Zugewinn, der zukünftig für sie nicht mehr verhandelbar ist", resümiert Professor Andreas Pfnür, Leiter des Fachgebiets Immobilienwirtschaft und Baubetriebswirtschaftslehre. Die aktuellen Entwicklungen könnten nicht nur die Arbeitswelt, sondern auch die Immobilienwirtschaft und die Bürogestaltung nachhaltig verändern.
Weitere aktuelle Themen aus der Arbeitswelt