Trotz wirtschaftlicher Flaute bleibt die Nachfrage nach Fachkräften in Industrie, Handwerk und Handel hoch. Eine neue Studie offenbart, warum viele Unternehmen bei der Besetzung dieser Blue-Collar-Jobs ins Straucheln geraten. Doch was suchen Arbeitnehmer wirklich, und wie können Unternehmen diese Erwartungen erfüllen?
Die Nachfrage nach Arbeitskräften für Blue-Collar-Jobs ist trotz der aktuellen Konjunkturkrise und des Rückgangs des Stellenangebots auf dem deutschen Arbeitsmarkt ungebrochen. Diese werden vor allem in Industrie, Handel und anderen Branchen gesucht. Laut einer forsa-Studie im Auftrag der Recruitingexperten von onlyfy by XING* haben 93 Prozent der befragten Unternehmen Schwierigkeiten bei der Besetzung offener Stellen. Als Hauptgründe werden der Mangel an verfügbaren Arbeitskräften (83 Prozent), unzureichende Qualifikationen (62 Prozent) und hohe Gehaltsvorstellungen der Bewerber (55 Prozent) genannt. Der Prozess der Stellenbesetzung nimmt bei 44 Prozent der Unternehmen zwischen drei und sechs Monaten in Anspruch.
Frank Hassler, Vorstand Recruiting und Employer Branding bei der NEW WORK SE, weist angesichts dieser Zahlen auf die Notwendigkeit neuer Strategien in der Personalbeschaffung hin. Um langfristig bestehen zu können, müssten Unternehmen gerade in Branchen wie dem Handwerk, dem Hotel- und Gaststättengewerbe oder dem Einzelhandel auf die Bedürfnisse der Jobsuchenden eingehen, so Hassler.
Die Befragung zeigt auch, dass rund 21 Prozent der Beschäftigten in körperlichen Berufen mit ihrer aktuellen Arbeitssituation unzufrieden sind. Bei den Bürokräften liegt der Anteil mit 14 Prozent etwas niedriger. Besonders auffällig ist die hohe Wechselbereitschaft der Generation Z, die in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen bei 59 Prozent liegt. Die Hauptgründe für die Unzufriedenheit sind die hohe Arbeitsbelastung, die zu geringe Bezahlung und das problematische Verhalten von Kollegen und Vorgesetzten.
Auf der anderen Seite gibt es auch positive Aspekte, die die Arbeitnehmer bei ihrem derzeitigen Arbeitgeber halten: Die Sicherheit des Arbeitsplatzes (74%), der gute Zusammenhalt unter den Kollegen (59%) und der attraktive Standort (54%). Für einige Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind jedoch das Alter, die mangelnde Bereitschaft zum Umzug oder der Mangel an attraktiven Stellenangeboten auf dem Markt Hindernisse für einen Wechsel des Arbeitgebers.
Bei der Wahl eines neuen Arbeitgebers steht für die Befragten ebenso die Sicherheit des Arbeitsplatzes an erster Stelle (74%), gefolgt von einem höheren Gehalt (71%), einem attraktiven Standort und einer pünktlichen Bezahlung (jeweils 69%). Und variable Arbeitszeiten stehen nicht nur bei den Büroarbeitern hoch im Kurs: 48 Prozent der Befragten wünschen sich von ihrem potenziellen neuen Arbeitgeber mehr Flexibilität.
Hassler betont, wie wichtig es ist, die Bedürfnisse der Blue-Collar-Arbeiter, die laut Destatis im Jahr 2023 rund 80 Prozent des deutschen Arbeitsmarktes ausmachen, stärker zu berücksichtigen. Er fordert ein entschlossenes Handeln, um flexible Arbeitszeitmodelle auch für diese Gruppe zu ermöglichen und betont, dass Unternehmen ihre Rekrutierungsstrategien zukunftsfähig gestalten müssen, um am Markt bestehen zu können.
*(onlyfy by XING gehört zur NEW WORK SE Unternehmensgruppe)
red/PM