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Das sind die Trends für das Job-Jahr 2024

Ein Ausblick von Petra von Strombeck / CEO New Work SE

15. Dezember 2023

Fachkräftemangel, Künstliche Intelligenz, neue Unternehmens- und Führungskulturen, Mut und Vertrauen: Petra von Strombeck, CEO der New Work SE, analysiert die wichtigsten Herausforderungen und Chancen für die Arbeitswelt im kommenden Jahr.

"Wenn man sich mit dem Thema Trends für das kommende Jahr befasst, dann geschieht das meist mit einer klaren Erwartungshaltung: neu sollen sie sein, Gewohntes auf den Kopf stellen oder innovative Impulse geben. Tatsächlich ist es mit Trends am Arbeitsmarkt aber selten so, dass sie von Jahr zu Jahr grundsätzlich ins Wanken geraten. Sie mögen hier und dort mal einen Schlenker machen, aber die grundsätzliche Richtung bleibt meist über einen längeren Zeitraum stabil. 

So ist der Konjunktureinbruch, den wir 2023 erlebt haben, für Unternehmen ein zweischneidiges Schwert: Einerseits belastet er die wirtschaftliche Situation, andererseits hat sich die Lage am Arbeitsmarkt wieder etwas mehr zugunsten der Unternehmen gedreht, denn die Anzahl der offenen Stellen liegt deutlich unter der zum Jahresbeginn. 

Das ändert aber nichts daran, dass wir vor allem in vielen relevanten Branchen weiterhin einen Mangel an Arbeits- und Fachkräften haben. Was sind also die Dauerbrenner-Themen der Arbeitswelt – und welche kommen neu dazu oder gewinnen an Bedeutung? Mein persönlicher Ausblick auf das Job-Jahr 2024 in fünf Trends. 

1. Arbeits- und Fachkräftesituation: die Verwaltung des Mangels 

Für mich bleibt es auch in den kommenden Jahren das Thema Nummer 1: der radikale Verlust an Personen, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Bis 2035 gehen mit den geburtenstarken Jahrgängen dem Arbeitsmarkt rund 1000 Menschen pro Werktag verloren. 

Wer denkt, dass der Arbeits- und Fachkräftemangel jetzt schon dramatisch ist, wird sich warm anziehen müssen, denn so viele Menschen wie im Moment werden dem deutschen Arbeitsmarkt wahrscheinlich nie wieder zur Verfügung stehen. Darunter leidet nicht nur die Wirtschaft, sondern auch die Gesellschaft. Das Thema Angst vor Wohlfahrtsverlust macht die Runde – zurecht. Und auch auf einen Komfortverlust müssen wir uns einstellen. 

Denn was uns besonders schmerzhaft fehlen wird, sind Menschen, die im Handwerk, in der Pflege, in der Erziehung, in der Logistik oder im Einzelhandel arbeiten. Schaut man sich die Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit an, dann fällt auf, dass hier vor allem in den sogenannten Blue-Collar-Berufen die Lage schon jetzt ernst ist – also bei Tätigkeiten, die eher von körperlicher Arbeit geprägt sind. Für Unternehmen ist es daher wichtiger denn je, die für sie kostbaren Arbeitskräfte zu finden, zu binden und zu halten

2. Künstliche Intelligenz: Schafft der Mensch sich selbst ab? 

Während die einen fehlen, bangen die anderen um ihren Job. Diejenigen, die sogenannter Wissensarbeit nachgehen, kommen durch Künstliche Intelligenz zunehmend in Bedrängnis. Noch würde man wahrscheinlich herausfinden können, ob ich diesen Beitrag geschrieben habe oder eine KI – aber die Grenzen verschwimmen zunehmend. Schon jetzt werden Artikel in Tageszeitungen von KI-Tools verfasst und nur noch gegengelesen. Wir steuern hier auf einen nachhaltigen Wandel zu: intellektuelle statt industrielle Revolution. 

Noch würde man wahrscheinlich herausfinden können, ob ich diesen Beitrag geschrieben habe oder eine KI – aber die Grenzen verschwimmen zunehmend. Ich glaube, dass wir uns KI für die Abwicklung von Standardaufgaben zunutze zu machen sollten und dadurch sogar bessere Jobs entstehen können. So bietet KI große Chancen für eine Innovations- und Produktivitätssteigerung, die wir als Gesellschaft dringend brauchen. Wichtig wird sein, die Menschen auf der Reise zu begleiten. Menschen sind soziale Wesen und funktionieren über emotionale Kompetenz – eine Fähigkeit, die die Maschine nicht ersetzen kann. 

3. Unternehmenskultur: Zusammen ist man weniger allein 

Eine gute Unternehmenskultur ist und bleibt eine starke Basis für Mitarbeiterbindung. Aber wieviel oder wie wenig Nähe braucht sie? Nachdem wir uns während Corona alle ins Homeoffice zurückgezogen haben, gibt es in vielen Unternehmen jetzt wieder Regelungen zur Anwesenheitspflicht für ein bestimmtes Zeitkontingent – auch bei uns. 

Denn auch wenn Teamwork im operativen Bereich inzwischen digital bzw. hybrid hervorragend funktioniert, ist der persönliche Austausch unabdingbar. Nur so entstehen Nähe, Kreativität und Vertrauen und letztendlich die emotionale Bindung an Kolleginnen und Kollegen sowie den Arbeitgeber, die eine Unternehmenskultur formen und prägen. Es hilft allerdings nicht, Menschen einfach nur an den Schreibtisch zurückzubeordern. Es braucht auch Anreize und eine Arbeitsumgebung, die das Büro zum Ort der Begegnung macht. 

4. Generational Leadership: voneinander lernen 

Der massive demografische Wandel am Arbeitsmarkt zeigt sich vor allem durch die unterschiedlichen Erwartungen und Lebensentwürfe verschiedener Altersgruppen. Beim Generational Leadership geht es darum, die jeweiligen Stärken kooperativ zu integrieren. Das allerdings erfordert mehr als das klassische Personalmanagement.

Das erfolgreiche Führen von altersgemischten Belegschaftenbraucht eine ausdifferenzierte Personalpolitik, die sowohl den Bedürfnissen der einzelnen Generationen als auch den Unterschieden im Arbeitsstil Rechnung trägt. Denn nur so wird auch ein erfolgreicher Wissenstransfer sichergestellt. Es geht also darum Brücken zu bauen, anstatt Gräben zu ziehen. 

5. Transition: Alles bleibt im Fluss 

Meiner Erfahrung nach sind Change-Prozesse nie wirklich abgeschlossen – und müssen es auch gar nicht sein. Denn zu dynamischen Entwicklungen gehören auch Kurskorrekturen, wenn man in der Vergangenheit irgendwo falsch abgebogen sein sollte. Nur durch eine offene Fehlerkultur lernt man für die Zukunft. 

Wir müssen Veränderung als natürlichen Zustand akzeptieren, der uns manchmal von außen aufgezwungen wird (siehe Corona) und sich manchmal intrinsisch entwickelt. Der Vorteil: Geistige und prozessuale Flexibilität bewahrt vor Stillstand – denn den kann sich heute kein Unternehmen mehr leisten. 

Und so bleibt am Schluss die Erkenntnis, dass sich die Trends auf dem Arbeitsmarkt ganz einfach zusammenfassen lassen: Same same but different. Machen wir 2024 gemeinsam das Beste daraus."

Petra von Strombeck

 

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